Lushfoil Photography SimLushfoil Photography Sim
Review

Lushfoil Photography Sim im Test: Der volle Fokus auf Entspannung

Von Alex Jung am 5. Mai 2025. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Zeit, die Kamera zu zücken: In Lushfoil Photography Sim, einem ambitionierten Ein-Mann-Projekt des Entwicklers und Fotografen Matt Newell, erkunden wir malerische Umgebungen und drücken bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, auf den virtuellen Auslöser. Während Teile des Spiels bereits vorab verfügbar waren, erwartet uns nun eine Art Best-of-Compilation, bestehend aus einigen völlig unterschiedlichen Gebieten, die es zu erforschen gilt. Wir haben die Belichtung geregelt, die Tiefenschärfe eingestellt und verraten euch im Test, ob Lushfoil Photography Sim gestochen scharfe Bilder produziert oder wir das Objektiv besser geschlossen gehalten hätten.

Das Wandern ist des Fotografen Lust

Wenn man eines bei Lushfoil Photography Sim vergeblich sucht, dann ist es ein Story-Modus. Im Kern läuft das Spiel als simpler Walking-Simulator ab, bei dem es keine große Hintergrundgeschichte gibt, die das Geschehen zusammenhält. Dies ist jedoch absolut kein Nachteil, denn der Fokus des Spiels liegt an ganz anderer Stelle. Prinzipiell sind wir als Wanderer unterwegs, immer auf der Suche nach einem tollen Spot und einem lohnenden Motiv, das es bestmöglich zu fotografieren gilt. Lushfoil Photography Sim bietet dabei unterschiedliche Locations, die sich alle sehr angenehm voneinander unterscheiden.

Da wäre zum Beispiel ein malerischer, südtiroler Bergsee, um den wir wandern können. Kyoto mit seinen Torii, den traditionellen, rotbemalten Bögen, ist ebenso erkundbar wie ein windiges Gebiet in Island oder ein ausladender Park in London. Und natürlich darf auch ein Strandszenario nicht fehlen, in diesem Fall in West-Australien. Wie gesagt bietet Lushfoil Photography Sim eine ganze Palette an unterschiedlichen Biomen. Hat man sich doch einmal an einem Ort sattgesehen, so kann man bequem zwischen den Gebieten wechseln, sofern man sie bereits freigeschaltet hat. Hier lässt das Spiel also keine Wünsche offen.

Du hast den Farbfilm vergessen

Wie es sich für eine Fotografie-Simulation gehört, ist unsere Kamera natürlich unser Ein und Alles. Das Spiel simuliert dabei eine moderne Spiegelreflexkamera inklusive diverser Einstellungsmöglichkeiten, die quasi kaum Wünsche offen lassen. Auf Knopfdruck dürfen wir die klassischen Parameter wie ISO-Zahl oder Schärfentiefe verändern oder einen Blitz zuschalten. Die Optionen lassen dabei viel Spielraum und erlauben uns mit etwas Eingewöhnungszeit, unseren Bildern einen ganz eigenen Touch zu verleihen. Überall in den Spielwelten verstreut finden wir zudem Tutorial-Punkte, die uns mit ein paar der Möglichkeiten vertraut machen. Ansonsten heißt es natürlich: Probieren geht über Studieren. Dies gilt auch für einige zusätzliche technische Hilfsmittel, die wir aufsammeln können, wie zum Beispiel eine Drohne.

Komplett intuitiv ist die Steuerung in Lushfoil Photography Sim jedoch nicht. So hatten wir im Spielverlauf einige Male das Problem, dass wir falsche Tasten gedrückt haben, einfach weil wir es eigentlich anders gewohnt sind oder es sich mit anderer Tastenbelegung natürlicher angefühlt hätte. Dies ist aber selbstverständlich unser eigenes Empfinden und kann somit von Spieler zu Spieler unterschiedlich wahrgenommen werden. Und wenn wir schon einmal dabei sind: Auch die Drohnensteuerung gestaltet sich etwas fummelig, was vor allem daran liegt, dass die Reichweite unseres Fluggeräts leider arg begrenzt ausfällt. Schon nach wenigen Metern beginnt die Abstandswarnung penetrant zu piepsen, was mehr nervt als hilft. Zudem wird die Drohe sehr schnell zurückgesetzt, wenn wir den vorgegebenen Radius verlassen.

Bis hierhin und nicht weiter

Prinzipiell ist jede der neun Spielwelten ein größeres Gebiet, welches wir erkunden. In manchen Szenarien, beispielsweise in Kyoto, können wir dabei kaum vom Weg abweichen. An anderer Stelle, etwa in Frankreich, dürfen wir wiederum nach Lust und Laune auf einer großen Wiese herumtollen, ohne Begrenzungen fürchten zu müssen. Die Fixierung auf fest vorgegebene Wege führt leider zu diversen unsichtbaren Levelgrenzen, was vor allem in weitläufigen und vegetationsfreien Gebieten wie Island auffällt. Auf Wunsch lässt sich dabei im Rahmen der Barrierefreiheit sogar eine erkennbare virtuelle Mauer schalten, damit wir die Spielwelt besser erfassen und Wege leichter erkennen können. Gleichzeitig kostet dies etwas an Atmosphäre.

Speziell wenn wir in Bereichen unterwegs sind, die sehr viel Bewuchs aufweisen, fallen zudem Büsche auf, durch die wir uns nicht bewegen können. An sich natürlich irgendwo realistisch, gleichzeitig bleiben wir so gerne mal irgendwo hängen, speziell wenn wir auf der Suche nach Gegenständen oder Foto-Locations sind, was etwas den Gameplay-Flow stören kann. An der Stelle hätten wir uns manchmal eine Machete gewünscht.

Ebenfalls problematisch wird es, sollten wir uns einmal zu weit ins Wasser vorwagen. Dann werden wir meist ein Stück erhöht respawnt, fallen dann aber unter Umständen direkt wieder ins Wasser. Es entsteht ein kurzer Loop, bevor wir das rettende Ufer doch noch erreichen. Hier wäre vielleicht noch ein klein wenig Feinschliff nötig gewesen.

Dreifache Sammelaufgaben

Komplett ohne grundsätzliches Gameplay-Gerüst abseits des bloßen Herumlaufens und wahllosen Fotografierens kommt aber auch Lushfoil Photography Sim nicht aus. Unser wichtigstes Instrument ist dabei nach wie vor unsere Kamera. In jeder Spielwelt finden wir nach etwas Suche eine Pinnwand, an der einige Fotos ausgestellt sind. Diese Locations müssen wir nun in der Spielwelt finden und ebenfalls ablichten, wobei uns ein kurzes Ping auf den Erfolg hinweist. Richtig gut ist dabei, dass das Foto nicht exakt identisch sein muss. Selbst, wenn wir vom Winkel her nicht so ganz richtig liegen oder die Beleuchtung nicht hundertprozentig stimmt, zählt das Bild als geschossen.

Während manche Locations offensichtlich sind und sich im Rahmen des Fortschritts quasi von selbst erledigen, müssen wir für andere Orte etwas mehr suchen. In Erinnerung blieb uns dabei beispielsweise ein ziemlich versteckter Brunnen in Charmonix, den wir gut eine halbe Stunde gesucht haben. Von einem bestimmten Sportplatz in London ganz zu schweigen. Das Spiel gibt uns dabei leider kaum Hinweise darauf, ob wir ungefähr richtig liegen, so dass gerade bei weitläufigeren Spielwelten einiges an Zeit für die Suche aufkommen kann. Für ungeduldige Naturen und Komplettisten artet das Spiel an der Stelle dann in Arbeit aus, obwohl ergänzend ein paar kleine Tipps abrufbar sind.

Zusätzlich zu den Bildern gibt es noch weitere Sammelgegenstände in Form von regional angehauchten Objekten, beispielsweise Statuen oder Kuhglocken. Auch diese liegen teils auf dem direkten Weg, sind stellenweise aber sehr gut versteckt und erfordern somit einiges an Suchzeit, ein gutes Gespür oder eine Portion Glück. Als dritten Sammelfaktor haben wir zudem die Möglichkeit, interaktive Gegenstände aufzunehmen. So dürfen wir Papierflieger werfen, einen Regenschirm aufspannen, Drachen steigen lassen oder diverse unterschiedliche Kameras verwenden. Die Bandbreite geht dabei von einer analogen Version zu einer kleinen Digicam über einen Camcorder bis hin zu einer fliegenden Drohne. Speziell die verschiedenen Kameras sorgen nochmal für schöne Aha-Momente sowie neue Filter, die unseren Bildern eine ganz eigene Stimmung geben. Im verregneten Kyoto kommt durch den Camcorder beispielsweise fast schon Horrorstimmung im Stil von Project Zero oder Silent Hill auf.

Komplett optional sind die Sammelgegenstände nicht. Zum einen schalten wir über deren Anzahl neue Gebiete frei, zum anderen ermöglichen uns die geschossenen Fotos nach Abschluss Zugang zu einem bisher versperrten Bereich, der oft mit einem Wechsel der Tageszeit oder Witterungsbedingungen einhergeht. Dadurch vermehrt sich quasi die Anzahl der Welten, denn jeder Wechsel sorgt für eine neue, ganz eigene Atmosphäre.

Fotorealismus

Natürlich ist die Grafik in einem Spiel, welches sich hauptsächlich um das Schießen von Fotos dreht, ein nicht unerheblicher Faktor, den es zu beleuchten gilt. Und hier sei ganz klar gesagt: Lushfoil Photography Sim sieht in weiten Teilen einfach nur atemberaubend schön aus! Speziell größere Panoramen wissen absolut zu begeistern und laden zum Verweilen ein. Aber auch die Nahaufnahmen, seien es Felsen, Bäume oder Sträucher, können definitiv überzeugen. Und noch einmal besonders hervorzuheben ist die Szenarien-Beleuchtung, die das Geschehen fantastisch untermalt. Wenn die Sonne durch den Dunst scheint und sich zwischen großen Bäumen bricht, entsteht eine geradezu magische Atmosphäre.

Nicht ganz mithalten können in dieser Aufzählung Objekte, die von Menschenhand geschaffen wurden. Zwar fügen sich Gebäude, Zäune oder sonstige Umgebungsobjekte stets hervorragend in die Umgebung ein, doch bei näherer Begutachtung fallen sie leicht ab. So finden wir beispielsweise bei verlassenen Gasthäusern sehr viele Fenster, die auf exakt gleiche Art eingeworfen wurden. Diese Art Copy and Paste erleben wir an anderer Stelle ebenso, etwa bei den Felsen in Island, die bei genauerer Betrachtung auch sehr oft gleich aussehen.

Doch dies alles klingt jetzt deutlich negativer als es ist, denn der Entwickler hat beim Worldbuilding definitiv gewusst, was er tut. Sofern man nicht genau hinschaut, sondern die Szenerie einfach auf sich wirken lässt, bleibt der Ersteindruck der absolut atemberaubenden Grafik. Unterstützt wird dies dann noch durch die tollen Wettereffekte, speziell bei Wind. Wenn sich die Bäume unter den Böen wiegen, dann wirkt das ganze Szenario noch einmal lebendiger.

Die Fehler im Detail

Gänzlich perfekt ist die grafische Präsentation allerdings nicht. Neben sich wiederholenden Umgebungsobjekten und dem besagten Copy and Paste fallen vor allem nachladende Texturen auf. Besonders störend sind jedoch zahlreiche Nachladeruckler, während wir uns durch die Spielwelt bewegen. Oftmals stockt das Spiel kurz, wenn wir einen neuen Abschnitt betreten oder auch einfach nur die Kamera drehen. Dies reißt den Spieler dann doch für einen Moment aus der ansonsten extrem gelungenen Immersion.

Ebenfalls erwähnenswert ist das Inventarmanagement unserer Fotos. Die Ingame geschossenen Bilder fungieren dabei zunächst einmal als Checkpoints. So dürfen wir jederzeit fast ohne Ladezeiten direkt zu dem Ort springen, den wir vorher festgehalten haben. Dies ist überaus praktisch, gerade wenn wir nach getaner Arbeit zurück zur nun vervollständigten Pinnwand springen können. Es empfiehlt sich also, von Zeit zu Zeit ein markantes Foto zu schießen, damit wir regelmäßige Checkpoints erhalten. Da eine Karte der Spielwelt fehlt, kann zudem ein recht guter Orientierungssinn nicht schaden.

An sich ist dieses System positiv gelöst, hat jedoch auch seine Schattenseiten. Denn unser Fotograf hat anscheinend vergessen, eine geeignet große Speicherkarte mitzunehmen. So ist der Chip nach ungefähr zwanzig bis dreißig Bildern bereits voll. Nicht mehr benötigte Bilder dürfen wir dabei zwar jederzeit löschen, doch es stören hier zum einen ein herumspringender Cursor und zum anderen die Tatsache, dass wir jedes Bild einzeln auswählen und löschen müssen. Gerade beim Wechsel in ein neues Gebiet, für das wir neue Bilder mit neuen Checkpoints schießen wollen, ist dies eine leicht nervige Routineaufgabe, die sicherlich besser zu lösen gewesen wäre.

Willkommen in Melancholia

Grundsätzlich bietet Lushfoil Photography Sim eine sehr entspannte Spielerfahrung, die durch die gelungene Musikuntermalung noch unterstützt wird. Melancholische Melodien und sanfte Klavierklänge erinnern oftmals an Minecraft und erzeugen eine ähnliche Stimmung. Wenn wir zu den entspannenden Tönen die Spielwelt erkunden, dann fällt der Alltagsstress direkt von uns ab. An manchen Stellen wird das Spiel durch die Musikuntermalung in Kombination mit den Lichtverhältnissen dezent gruselig oder sogar bedrückend.

Ein Faktor ist dabei, dass die Spielwelt nahezu komplett leer ist. Außer Vögeln und ein paar Katzen oder Füchsen finden sich keine Lebewesen in den Gebieten. Besonders in Kyoto, wo wir ein Dorf erkunden, fällt auf, dass keine Menschen zu sehen sind. Wirklich vermisst haben wir sie aber nicht, denn schließlich geht es hier ja um Landschaftsfotografie und nicht um Personenporträts.

Mit zunehmendem Spielfortschritt schalten wir noch weitere Modi frei. So gilt es, in einer bestimmten Zeit die erforderlichen Fotos zu schießen, die Seele in einem Endlosmodus baumeln zu lassen oder den Gottmodus zu nutzen. In letzterem dürfen wir massiv in die Parameter der Spielwelt eingreifen und beispielsweise Tageszeit oder Höhe des Schnees nahezu stufenlos verändern. Gerade der Gottmodus ist also eine sehr sinnvolle Ergänzung zum Komplettpaket.

Fazit

Lushfoil Photography Sim ist ein richtig gelungenes Indie-Game, welches stellenweise atemberaubend schön aussieht und dank des melancholischen Soundtracks und der grandiosen Lichtstimmung vor Atmosphäre nur so strotzt. Die Sammelaufgaben fügen sich gut ein und bieten Auflockerung abseits des reinen Fotografierens, welches an sich schon sehr gut umgesetzt ist. Dank der Tageszeitwechsel verändern sich die Gebiete von der Stimmung her nachhaltig, was für einen sehr guten Umfang sorgt.

Auf der negativen Seite wiederum finden sich häufige Nachladeruckler, das eher zweckmäßige Foto-Inventar inklusive nervigem Micromanagement sowie kleinere Fehler und Bugs. Die Sammelaufgaben arten bisweilen in Arbeit aus, wenn sich bestimmte Locations oder Objekte einfach nicht finden lassen wollen. Dies ist jedoch nur für Spieler ein Problem, die wirklich alles aufsammeln möchten. Zwingend erforderlich ist dies für den Spielfortschritt nicht.

Wie bei einem guten Foto haben wir also Licht, aber auch Schatten. Warum gebe ich trotz der sicherlich vermeidbaren Fehler eine so hohe Wertung? Weil Lushfoil Photography Sim an sich einfach ein tolles, außergewöhnliches Ein-Mann-Projekt ist, dass es sich definitiv verdient hat!

Pro:
  • Bildschöne Umgebungen
  • Tolle Wettereffekte, speziell Wind
  • Großer Umfang mit unterschiedlichen Welten
  • In jedem Szenario stimmungsvoller Wechsel der Tageszeit
  • Entspannende Spielerfahrung
  • Spielwelt lädt zum Erkunden ein
  • Sammelaufgaben motivieren
  • Verschiedene Modi, beispielsweise Gottmodus
Contra:
  • Häufige Nachladeruckler
  • Steuerung nicht 100%ig intuitiv
  • Nachladende Texturen
  • Suchen artet manchmal in Arbeit aus
  • Ingame-Speicherkarte für Checkpoints schnell voll
  • Fotos müssen einzeln manuell gelöscht werden
  • Drohne hat nur geringe Flugreichweite
  • Zurücksetzen der Figur teilweise fehlerhaft
  • Kleinere Bugs
Gameplay:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Umfang:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 9.0 / 10
TestingBuddies Award Silber
Spiel getestet auf: PS5
Alex Jung

Alex Jung

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.

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