MotoGP 23 im Test: Ein besonderes Fest zum zehnjährigen Jubiläum?

Das Jahr 2023 markiert in einigen Bereichen einen wichtigen Meilenstein für den Motorradsport. So feierte die MotoGP im Frühjahr im französischen Le Mans ihren mittlerweile eintausendsten Grand Prix, welcher vom in diesem Jahr stark auffahrenden Italiener Marco Bezzecchi auf der VR46-Ducati gewonnen werden konnte.

Auch für die italienischen Zweirad-Experten von Milestone bedeutet das diesjährig erschienene MotoGP 23 ein Jubiläum. Schließlich veröffentlicht man seit dem 2013er Ableger jährlich einen neuen, offiziell lizenzierten Teil der Königsklasse des Motorradrennsports, sofern man das 2016 erschienene Valentino Rossi: The Game in diese Auflistung mit einbezieht.

Nachdem wir für euch bereits die Ableger von 2020 und dem letzten Jahr getestet haben, ist es uns natürlich ein Vergnügen, auch in diesem Jahr einen Blick auf die virtuelle MotoGP zu werfen. In diesem Sinne: Aktiviert die Launch-Control, haut das Ride-Height-Device rein, denn es geht los!

Alles neu macht der Juni?

Starten wir MotoGP 23, so begrüßt uns direkt ein übersichtlich gestaltetes Hauptmenü. Während man 2022 noch auf einen coolen, düsteren Look setzte, fühlt sich die Präsentation hier nun zunächst nach einer Pre-Season-Fotosession an, bei der Fahrer und Bikes für diverse Presseaufnahmen oder Intro-Clips posieren. Eine gegensätzliche, aber ebenfalls ansprechende Präsentation.

Das Herzstück des Spiels ist auch in diesem Jahr wieder einmal der Karrieremodus, welcher aber eine klare und definitiv gute Überarbeitung erfahren hat. Zunächst starten wir wie gewohnt in der Moto3, der Klasse für Nachwuchspiloten. Jedoch erwartet uns hier keine volle Saison, sondern lediglich die letzten drei Saisonrennen, welche sich sehr gut als Tutorial und Einstieg ins Spiel anbieten. Haben wir uns hier gut geschlagen, winken uns in der Folge neue Verträge für die kommende Saison.

Und ab hier dürfen wir frei entscheiden, in welcher Klasse wir nun antreten möchten. Wir können natürlich eine weitere Moto3-Saison in Angriff nehmen, wenn wir uns von unten nach oben kämpfen wollen, aber auch in der mittleren Klasse Moto2 auf Titeljagd gehen. Oder wir folgen dem Beispiel von Jack Miller und Darryn Binder und überspringen die mittlere Kategorie einfach. Dann geht es direkt auf die 300 PS-starken Raketen der MotoGP, eine nicht unerhebliche Umstellung.

Vom Vorgänger übernommen hat man die Teamauswahl. Wir können also bei einem der kleineren, offiziellen Teams unterschreiben, oder aber auch mit einer fiktiven Mannschaft an den Start gehen. Hier lassen sich wie gewohnt Anzug und Bike farblich anpassen, wobei uns jedoch wieder einmal nur die altbekannten Lackierungen zur Verfügung stehen, die wir so bereits aus den Vorgängern kennen. Und auch bei der Charakterauswahl sowohl unseres selbsterstellten Piloten als auch bei den offiziellen Werksfahrern sind keine Veränderungen feststellbar, mit Ausnahme natürlich von Moto2-Champion Augusto Fernandez, dem einzigen Neuzugang in der diesjährigen Meisterschaft.

Bei so viel Recycling trifft es sich dann auch gut, dass ebenso die Animationen, Kommentare und Sequenzen ziemlich 1:1 aus dem Vorgänger übernommen wurden. Langsam wäre hier definitiv mal eine Frischzellenkur angesagt, damit der neue Ableger nicht immer wie ein simples Update von offiziellen Motorrädern, Namen und Kursen herüberkommt.

Apropos Kurse: Im Spiel enthalten sind natürlich die offiziellen Strecken der Saison 2023, darunter auch das aufgrund baulicher Verzögerungen bereits wieder abgesagte Rennen in Kasachstan und der Grand Prix von Indien, welcher aktuell ebenfalls noch ein Wackelkandidat ist. Wie schon beim in den letzten Jahren nie realisierten Rennen auf dem KymiRing in Finnland erhalten wir also Rennstrecken, die in der Realität wahrscheinlich nicht gefahren werden.

Schnell und sozial

Für die 2023er Version der Karriere hat man sich ein modernes Konzept ausgedacht, denn ein neuer Faktor ist nun der Social-Media-Bereich. Vor und nach jedem Rennen werden uns Posts unserer Kontrahenten angezeigt, die wir dann entweder freundlich oder rotzfrech beantworten können. Je nach unserem Ansehen bei der Konkurrenz soll sich somit das Verhalten auf der Strecke verändern, also wie drastisch die Gegner bei uns reinhalten oder auch mal zurückziehen, wenn es eng wird. Das klingt auf dem Papier recht interessant, einen wirklichen Unterschied bemerkt man jedoch im Renngeschehen nicht, egal ob man jetzt zu allen immer nett war oder den künftigen, unantastbaren Weltmeister heraushängen lässt.

Weitaus wichtiger während der Karriere sind die Ziele, die wir vor jedem Saisonabschnitt präsentiert bekommen und die es natürlich zu erreichen gilt. Während man also bei Privatteams wie Gresini oder LCR-Honda prinzipiell mit Top-10-Platzierungen zufrieden ist, verlangt das Lenovo-Ducati-Werksteam rund um Weltmeister Francesco „Pecco“ Bagnaia letztlich nichts anderes als den Sieg. Zusätzlich hierzu werden uns noch spezielle Herausforderungen gestellt, die sich meist um den direkten Vergleich mit einem anderen Fahrer drehen. Zunächst einmal gilt es also, den ersten Gegner, nämlich den eigenen Teamkollegen, zu besiegen, um zum Leader der Mannschaft aufzusteigen. Danach kommen dann die Vergleiche mit Fahrern anderer Teams, speziell eben den Kandidaten für den Gesamtsieg.

Ein schneller Sprint zum Ziel

Mit der Saison 2023 wollen die Verantwortlichen der MotoGP generell etwas frischen Wind in die bereits grundsätzlich sehr spektakuläre Rennserie bringen. Neben einem eigens komponierten, offiziellen Soundtrack an den Strecken, der auch in MotoGP 23 umgesetzt wurde, hat sich nun zusätzlich die Austragung des Rennwochenendes etwas verändert.

So wurden dieses Jahr verkürzte Sprintrennen eingeführt, welche bereits samstags ausgetragen werden, ergänzend zum eigentlichen Hauptrennen am Sonntag. Dank der offiziellen Lizenz haben diese Sprintrennen auch in MotoGP 23 den Weg ins Spiel gefunden. Vor Beginn einer Saison dürfen wir dabei aber frei wählen, ob wir zusätzlich diese verkürzten Läufe in Angriff nehmen möchten oder lieber nur das Hauptrennen bestreiten. Für die Sprints stehen uns dann natürlich deutlich weniger Runden zur Verfügung, um eine eventuell schlechte Startposition auszugleichen, sodass wir gezwungen sind, mehr Risiko zu gehen.

Wie gut, dass es wieder die allseits gewohnte Rückspulfunktion gibt, mit der wir Fehler ungeschehen machen können. Denn gerade in den kurzen Rennen kann ein Fehler den Unterschied zwischen Podium und den letzten Plätzen ausmachen, natürlich je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad. Bei Stürzen wurde eine Option jedoch gestrichen. Konnten wir letzte Saison noch zu Fuß zu unserem Motorrad laufen, um das Rennen wieder aufzunehmen, werden wir nun wieder wie gewohnt einfach an Ort und Stelle zurückgesetzt. Das kostet natürlich etwas Sim-Atmosphäre, liegt aber wohl daran, dass viele Spieler sicherlich den enormen Zeitverlust zu Fuß nicht hinnehmen wollten und die Funktion daher sowieso immer deaktivierten.

Auch an anderer Stelle hat man den Rotstift angesetzt. Konnten wir letzte Saison nach einem gewissen Karrierefortschritt noch eigene Teams in den beiden unteren Klassen Moto2 und Moto3 gründen, so müssen wir hierauf nun leider wieder verzichten. Der Fokus liegt ganz klar nur noch auf unserer eigenen Karriere.

Eine andere Option hat man sich von der F1-Serie von Codemasters abgeschaut. Auf Wunsch können wir nämlich statt der vollständigen Saison mit allen Rennen auch eine verkürzte Meisterschaft, bestehend aus zehn Events sowie zweier Testfahrten, bestreiten. Hier dürfen wir dann auch frei wählen, welche Kurse wir in welcher Reihenfolge angehen möchten. Das Saisonfinale von Valencia zum Auftakt? Ein Jahr gänzlich ohne Überseerennen? Oder eine Meisterschaft ohne Kurse, auf denen man traditionell immer hinterher fährt? Dank des verkürzten Ablaufs nun absolut kein Problem mehr.

Nach der Saison ist vor der Saison

Eine weitere Änderung hat die Upgrade-Funktion unseres fahrbaren Untersatzes erfahren. Mussten wir einschließlich letzter Saison noch die einzelnen Bereiche wie Motor oder Aerodynamik selbstständig verbessern und hier entsprechendes Personal zuweisen, so wurde dies in MotoGP 23 nun deutlich eingedampft. Der Fokus liegt hierbei etwas mehr auf den Testfahrten, die vor und während der Saison stattfinden.

Vorab stellt uns das Team zwei verschiedene Spezifikationen des Motorrades zur Verfügung, die wir ausprobieren sollen. Nach Abschluss der Session wählen wir dann unseren Favoriten aus. Meist haben wir hier die Wahl zwischen einer Version mit mehr Leistung, aber weniger Stabilität, oder einer Spezifikation, welche sich besser fahren lässt, allerdings auf Kosten des Topspeeds.

Die Simplifizierung des Upgrade-Systems hat seine Vor- und Nachteile. Während man sich im Vorgänger hier noch in etwas nervigem Mikromanagement verlieren konnte, ist nun alles deutlich kompakter. Dafür verändert sich aber auch das Motorrad während der Saison nicht signifikant. Haben wir also zu Beginn bereits eine Gurke, so wird dies im Laufe des Jahres erst einmal nicht wirklich besser. Hier hat man sich wohl an der aktuellen Situation bei Yamaha orientiert, die in diesem Jahr trotz den Fahrtalenten von Ex-Weltmeister Fabio Quartararo und Franco Morbidelli gnadenlos hinterherfahren.

Von Flagge zu Flagge

Eine weitere signifikante Neuerung hat mit den wechselnden Witterungsbedingungen Einzug gehalten, welche sich jetzt auch während einer laufenden Session verändern können. Fortan kann also der Rennstart unter trockenen Bedingungen erfolgen, bevor es nach einigen Runden stark anfängt zu regnen. Hier unternimmt man einen klaren Schritt in die richtige Richtung, da solche wechselnden, äußeren Einflüsse ja auch in der Realität durchaus zum Alltag gehören können. Und eine gewisse Taktik kommt dabei auch mit ins Spiel.

In den kleineren Klassen Moto3 und Moto2 ist es nämlich üblich, dass das Rennen bei einsetzendem Regen mit der roten Flagge unterbrochen wird. Haben wir bis zum Abbruch 75 % der Renndistanz absolviert, so gilt das Rennen als beendet. Andernfalls erfolgt ein Neustart über eine ganz geringe Anzahl von Runden, die uns natürlich wiederum zu deutlich mehr Risiko zwingen. Gewertet wird bei einem Abbruch immer die letzte vollständige Runde. Setzt der Regen also ein und wir sind hinter der Spitzengruppe, so gilt es schnellstmöglich einen Weg nach vorne zu finden, denn der jederzeit drohende Rennabbruch kann uns hier ganz schnell einige Positionen zurückwerfen. Gleichzeitig ist das Fahren mit profillosen Slickreifen auf nassem Untergrund wahrlich kein Zuckerschlecken. Gerade diese Rennen sorgen für Abwechslung und eine gehörige Portion Adrenalin.

Etwas anders, jedoch nicht weniger spannend, ist dies in der MotoGP selbst umgesetzt, denn hier gilt die Flag-to-Flag-Regel. Das heißt, dass die Fahrer bei einsetzendem Regen jederzeit das Motorrad an der Box wechseln können. Befinden sich also die ersten Tropfen auf dem Visier, so gilt es abzuwägen, wann genau man hereinkommt. Auf diese Art lassen sich teilweise ordentlich Positionen gewinnen, aber natürlich auch verlieren.

Mit der Brechstange

MotoGP 23 ist im Kern eine Simulation, in die man sich hineinarbeiten muss. Das heißt, dass das Fahrverhalten der Motorräder durchaus kritisch sein kann und man den korrekten Einsatz von Gas und Bremse etwas üben muss, um schnell zu sein. Glücklicherweise stehen hier wieder sehr viele Optionen zur Verfügung, um uns das Leben leichter zu machen. Von einblendbarer Ideallinie über Traktionskontrolle bis hin zu Fahrassistenten ist alles vertreten, was das Einsteigerherz begehrt. Die Assistenten können hierbei für Gas-, Bremse und auch Lenkbewegungen in verschiedenen Stufen hinzu geschaltet werden. Auf der höchsten Stufe fährt das Motorrad dann quasi von selbst, das ist wohl ein etwas zu drastischer Eingriff.

Besonders kritisch ist die Bremse, welche in diesem Jahr noch einen Ticken aggressiver zupackt als in den Vorgängertiteln. Hier empfiehlt es sich eventuell, die Intensität etwas herunterzufahren, um nicht bei jedem scharfen Bremsmanöver zuerst das Hinterrad in der Luft zu haben und sich dann direkt auf die Nase zu legen.

Apropos aggressiv: Auch die KI-Kontrahenten haben in diesem Jahr eine ganze Schippe draufgelegt. Doch das ist hier definitiv nicht positiv zu verstehen, denn die Gegner fahren bisweilen absolut stur ihre Linie und auch sehr gerne einmal mitten durch uns hindurch. Gerade im Startgetümmel oder am Ende von Geraden, wenn wir aus Vorsicht etwas zu früh bremsen, nehmen uns die Kollegen direkt auf die Hörner. Zwar kämpfen sie auch untereinander und machen durchaus auch Fahrfehler, was sich besser anfühlt als eine Prozession hintereinander herfahrender Schlafmützen, aber etwas weniger Aggressivität würde den computergesteuerten Mitstreitern definitiv gut zu Gesicht stehen. Diese sollte man für den nächsten Teil etwas zurückfahren, damit man sich wieder mehr wie in der Königsklasse des Motorradsports fühlt und nicht wie bei den Boxautos auf dem letzten Jahrmarkt.

Da fehlt doch was…

Neben der Karriere gibt es wieder die üblichen Spieloptionen. Wir können einzelne Grand Prix bestreiten, im Zeitfahren auf Zeitenjagd gehen oder in einer kompletten Meisterschaft mit einem Fahrer unserer Wahl antreten. So dürfen wir als „Pecco“ Bagnaia den zweiten Weltmeistertitel unter Dach und Fach bringen, mit Aleix Espargaro endlich den im letzten Jahr verwehrten Underdog-Sieg für Aprilia nachholen, mit Jack Miller auf der KTM seinen letztjährigen Ducati-Kollegen eine lange Nase drehen oder den strauchelnden, japanischen Werken Honda und Yamaha zu neuem Glanz verhelfen. Aktuell noch nicht enthalten ist die MotoE-Serie für elektrisch betriebene Motorräder, welche aber auch bei den letzten Ablegern stets per Patch nachgereicht wurde.

Ein mittlerweile nicht unerheblicher Faktor in der realen MotoGP sind die Test- und Ersatzfahrer der Teams. Aufgrund der in diesem Jahr doch recht hohen Verletzungsdichte zu Saisonbeginn, unter anderem durch den schweren Unfall von Pol Espargaro in Portugal, dem Schulterbruch von Enea „La Bestia“ Bastianini oder den vielen Verletzungen von Aprilia-Pechvogel Miguel Oliveira, waren einige Namen abseits der Stammfahrer deutlich präsenter. So bestritt der Deutsche Jonas Folger den kompletten Saisonbeginn für das GASGAS-Werksteam, während MotoGP-Legende Dani Pedrosa in Jerez auf seiner KTM zeigte, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Und dass Honda-Testfahrer und ServusTV-Experte Stefan Bradl anstelle von Marc Marquez auf der Repsol Honda sitzt, ist in den letzten Jahren beileibe auch nichts Ungewöhnliches gewesen. Insofern könnte man für künftige Spiele durchaus mal darüber nachdenken, zusätzlich auch den einen oder anderen Ersatzfahrer zu integrieren. Dies wäre sicherlich ein ganz nettes Detail.

Ergänzt wird das Gesamtpaket durch den üblichen Multiplayer, wahlweise online oder lokal für zwei Personen im Splitscreen. Und das war es dann auch leider schon an Optionen. Hatten wir in den letzten Ablegern noch stets legendäre Fahrer, Maschinen und Kurse ergänzend zur Auswahl, so herrscht hier diesmal zumindest zu Release gähnende Leere. Und das betrifft auch Kurse abseits des offiziellen Kalenders. Wer also in diesem Jahr mal wieder nach Laguna Seca zurückkehren möchte, der schaut leider in die Röhre.

MotoGP 22 bot zudem noch den NINE-Season 2009-Modus, welcher uns im Stile einer Dokumentation die spannende Meisterschaft des Jahres 2009 präsentierte. Für den diesjährigen Ableger hat man sich leider keinen solchen zusätzlichen Modus überlegt, der uns abseits der Karriere noch weitere Unterhaltung bietet. In Summe ist MotoGP 23 damit vom Umfang her leider klar geschrumpft.

Fazit

Beginnen wir in unserem Fazit zu MotoGP 23 zunächst einmal bei den positiven Aspekten wie dem überarbeiteten Karrieremodus, der mit den drei Rennen in der Moto3-Klasse einen sehr guten Einstieg bietet und uns danach die freie Auswahl lässt, in welcher Kategorie wir auf Titeljagd gehen möchten. Auch die nun wechselnden Witterungsbedingungen, die entweder Rennabbrüche per roter Flagge oder spannende Flag-to-Flag-Rennen ermöglichen, sind eine willkommene Ergänzung und ein klarer Schritt nach vorne, was den Realismusgrad anbelangt.

Ergänzend bei den positiven Punkten sei das simulationslastige Fahrgefühl genannt, welches durchaus Einarbeitungszeit benötigt, dank der vielen frei zuschaltbaren Hilfsmittel aber noch zugänglich genug ist, um Spaß zu machen. Man merkt hier einfach von Rennen zu Rennen, wie man sich besser zurechtfindet und präziser fahren kann. Gleichzeitig arbeitet und wackelt das Motorrad schön spektakulär, so dass man nach wie vor die Arbeit sehen kann, die der Fahrer in die Bändigung dieses Höllengeräts stecken muss.

Relativ neutral betrachten kann man die in der Karriere integrierte Social-Media-Funktion. Das ist nett aufgezogen, hat aber spieltechnisch keine Relevanz und läuft relativ schnell einfach nur noch nebenher mit. Die Gegner fahren meist dermaßen aggressiv, dass es völlig irrelevant ist, ob man freundlich zu ihnen war oder sie als Stümper bezeichnet hat. Einen klaren Mehrwert bietet die Funktion jedenfalls nicht.

Klare Negativpunkte sammelt MotoGP 23 jedoch beim Umfang. Zwar kann man wie gewohnt mit der offiziellen Lizenz der Saison 2023 punkten, bietet aber abseits der Karriere keine zusätzlichen Spielmodi, die über die Standard-Optionen wie Einzelrennen oder Meisterschaft hinausgehen. Hier hatten die Vorgänger mit weiteren Herausforderungen, legendären Fahrern und Motorrädern, zusätzlichen Kursen oder sogar einem eigenen Doku-Modus leider die Nase klar vorne, sofern man hier nicht noch im Nachgang per Patch nachbessert.

Doch selbst dann bleiben einige Altlasten, die man mittlerweile durchaus einmal angehen sollte. So ist die Präsentation auf der Strecke, also Kommentar, Kamerafahrten, Sieg- und Sturzanimationen sowie die grundlegende Auswahl der Charaktermodelle und Lackierungseditoren, seit nunmehr einigen Jahren bereits unverändert. Hier sollte man dringend einmal etwas frischen Wind hereinbringen.

In Summe präsentiert sich der virtuelle Ableger der MotoGP in diesem Jahr leider primär als einfaches Update von Fahrern, Motorrädern und Kursen, und weniger als signifikanter Fortschritt der Reihe, von einigen durchaus guten Ansätzen einmal abgesehen. Wer deutlichen Wert auf die aktuellsten Lizenzpakete legt, der kann natürlich zugreifen, doch was rein den Umfang angeht,  macht es der letztjährige Ableger der Serie dann doch ein gutes Stück besser. Somit ist MotoGP 23 für mich leider ein Schritt nach vorne, aber zwei Schritte zurück.