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Review

Painkiller (Reboot) im Test: Wie viel DNA kann weg?

Von Marvin Kolb am 17. November 2025. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Der Painkiller-Reboot von 2025 ist ein Spiel, das vom ersten Moment an für Diskussionen sorgt. Das liegt weniger daran, dass es handwerklich schlecht wäre (im Gegenteil, technisch präsentiert sich der Titel solide und weitgehend fehlerfrei), sondern vielmehr daran, dass er ein schweres Erbe antritt und sich letztlich für eine Richtung entscheidet, die viele alte Fans vor den Kopf stößt. Über zwanzig Jahre nach dem Kultklassiker kehrt Painkiller zurück, doch diesmal nicht als kompromissloser Singleplayer-Shooter, der seine Spieler allein durch Höllenlandschaften schleift, sondern als modernes Koop-Spiel, das auf kurze, actionreiche Sessions ausgelegt ist. Diese Neuorientierung erklärt viele der harschen Reaktionen. Zugleich aber verdeckt sie den Blick darauf, dass Painkiller 2025 als eigenständiges Spiel durchaus Stärken besitzt – nur eben nicht die, die Fans der Reihe sich erhofft hatten.

Ab ins Fegefeuer

Die Handlung spielt erneut im Fegefeuer, aber der Reboot verabschiedet sich von Daniel Garner und Belial. Stattdessen steuert man einen von vier Sündern, die Azazel, einen gefallenen Engel, aufhalten sollen, der dabei ist, seine Dämonenhorden auf die Erde zu entfesseln. Die Geschichte dient eher als atmosphärischer Rahmen denn als erzählerischer Schwerpunkt. Das Spiel erzählt sie knapp, in wenigen Zwischensequenzen, und in rund vier bis fünf Stunden hat man das Narrativ vollständig erlebt. Tatsächlich merkt man Painkiller 2025 in jeder Sekunde an, dass es nicht für ein klassisches Singleplayer-Publikum gedacht ist. Wer allein spielt, tut dies mit Bots, die immerhin brauchbar genug agieren, um das Spiel solo erlebbar zu machen, aber natürlich niemals das Gefühl eines echten, handgemachten Solo-Shooters erzeugen. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass die Welt, die Anshar Studios erschaffen hat, eine gewisse Stimmung transportiert. Die Lichtstimmung, das verbrannte Orange der Ebenen, die verzerrten Architekturfragmente – all das vermittelt ein Fegefeuer, das visuell einnehmender ist als es die Erzählung je versucht.

Und wie spielt sich das Ganze?

Spielmechanisch ist der Reboot der Punkt, an dem sich die Geister scheiden. Painkiller lebte einst von seinen brachialen Leveln, den grotesken Waffenkreationen, dem angeschlossenen Metal-Soundtrack und einem Flow, der irgendwo zwischen klassischem Arena-Shooter und Höllenritt existierte. Dem Reboot gelingt es, zumindest das Tempo aufzugreifen. Er ist schnell, reaktionsfreudig und unmittelbar. Man versteht nach wenigen Sekunden, wie das Spiel funktioniert. Die Level sind schmal gebaut, die Gegnerhorden stürmen unermüdlich und das Gunplay fühlt sich durchaus befriedigend an. Man könnte argumentieren, dass Painkiller 2025 die Tugend „Action ohne Kompromisse“ erfolgreich bewahrt hat. Doch wo das Original trotz seiner simplen Struktur immer wieder mit ikonischen Momenten und absurden Locations überraschte, setzt der Reboot auf Wiederholung. Die Levels ähneln sich stark, die Gegnerpalette wiederholt sich schnell, und die Missionsstruktur besteht oft aus einem simplen Vorwärtsdrang, der kaum Raum für Überraschungen lässt. Das Ergebnis ist ein Spiel, das gut funktioniert, aber selten überrascht.

Wo kann das Spiel punkten?

Die größte Stärke entfaltet der Reboot im Koop. Mit Freunden gemeinsam durch den Höllendreck zu stapfen, Dämonenmassen niederzumähen, die Feuermodi der Waffen abzustimmen und zwischendurch gemeinsam über den schnellen Chaosfaktor zu lachen, das hat zweifellos seinen Reiz. Das Spiel versteht es, einen angenehmen Action-Flow zu erzeugen, der besonders in kurzen Sessions überzeugt. Hier zahlt sich auch der leichte Roguelite-Anstrich aus: Zwischen den Runs schaltet man Upgrades und Modifikationen frei. Zu Beginn motiviert dieses Fortschrittssystem sogar, weil fast jeder Run irgendeinen Fortschritt liefert, doch ebenso schnell zeigt sich die Kehrseite: Viele Inhalte fühlen sich austauschbar an, die Progression wiederholt sich und bietet nur wenig taktische Tiefe. Man merkt dem System an, dass es eher für einen möglichst breiten Koop-Markt entworfen wurde als für hartgesottene Painkiller-Puristen.

Funktional und ohne Schnörkel

Optisch bewegt sich der Reboot im soliden Mittelfeld. Die Atmosphäre ist gelungen, das Spiel läuft sowohl auf PS5 als auch PC absolut stabil und liefert durchgehend 60 Bilder pro Sekunde. Die Feuereffekte sind hübsch, die Partikel fliegen überzeugend durch die Gegend und auch die Animationen sind ordentlich. Was fehlt, ist der besondere Stil, der das Original auszeichnete. Die Gegner wirken oft generisch, manche Designs wiederholen sich so oft, dass man nach einer Stunde das Gefühl hat, bereits alles gesehen zu haben. Auch der Soundtrack versucht sich an der charakteristischen Mischung aus Metal und brachialem Effektgewitter, findet aber keinen eigenen Höhepunkt. Die Musik ist funktional, gibt der Action Rhythmus, aber kein einziges Stück bleibt wirklich hängen.

Neuausrichtung gelungen?

Besonders der fehlende Schwerpunkt auf einem überzeugenden Einzelspieler-Erlebnis des Originals ist ein großer Kritikpunkt.

Doch trotzdem muss man anerkennen, dass Painkiller 2025 kein schlechter Shooter ist. Er ist nur ein Shooter, der mit einer Identität vermarktet wird, die er gar nicht besitzt. Der Name schürt Erwartungen, die das Spiel naturgemäß nicht erfüllen kann, weil es gar nicht versucht, das Original zu reproduzieren. Sieht man darüber hinweg, bleibt ein grundsolider Koop-Shooter übrig, der technisch stabil läuft, ein schnelles und befriedigendes Gunplay bietet und für ein paar spontane, kurze Runden mit Freunden bestens geeignet ist. Dass er zu Release mit 40 Euro etwas hoch bepreist ist, steht außer Frage; in einem Sale jedoch entfaltet das Spiel ein deutlich attraktiveres Preis-Leistungs-Verhältnis. Für Neulinge, die die Reihe nicht kennen und schlicht einen unkomplizierten, schnellen Shooter suchen, kann Painkiller 2025 eine überraschend unterhaltsame Erfahrung sein.

Für Fans des Originals jedoch ist der Reboot schwer zu empfehlen. Die brachiale, bizarre, fast schon psychopathische Wucht, die Painkiller im Original auszeichnete, findet sich hier nicht wieder. Schmerzhaft wird der Vergleich deshalb vor allem für jene, die das Original im Herzen tragen. Doch betrachtet man das Spiel für das, was es ist, dann bietet Painkiller 2025 zumindest solide Unterhaltung und zeigt, dass Anshar Studios durchaus ein Gefühl für rasant inszenierte Action besitzt. Es ist ein Titel, der vielleicht nicht die Rückkehr ins Fegefeuer darstellt, die sich die Community erhofft hat, aber immerhin ein Spiel, das in seinem eigenen Rahmen funktioniert und für kurze, heftige Koop-Sessions durchaus lohnend sein kann.

Fazit

Der Painkiller-Reboot 2025 wirkt wie ein Spiel, das zwischen zwei Welten feststeckt: Einerseits liefert es schnelle, unkomplizierte Action, ein technisch sauberes Grundgerüst und ein atmosphärisch stimmiges Fegefeuer-Setting, das im Koop mit Freunden durchaus Laune macht. Wer den Titel als modernen Multiplayer-Shooter betrachtet, findet solide Unterhaltung, ein flottes Gunplay und ein zugängliches Progressionssystem, das zumindest für ein paar Sessions motiviert. Das Spiel funktioniert dann am besten, wenn man es nicht mit der Last seiner eigenen Historie betrachtet, sondern als unkomplizierten Koop-Actiontitel für zwischendurch.

Auf der anderen Seite steht jedoch ein unausweichlicher Schatten: der Name Painkiller. Fans des Originalklassikers werden hier kaum etwas finden, das die DNA des Original-Titels spürbar weiterträgt. Die Story bleibt oberflächlich, der Umfang überschaubar, die Abwechslung gering und viele Elemente wirken generisch statt ikonisch. Am Ende ist der Reboot kein schlechtes Spiel, aber eines, das mit falschen Erwartungen belastet wurde. Als nostalgische Rückkehr scheitert es, als leichter Koop-Shooter funktioniert es und genau da findet es seine kleine, aber faire Daseinsberechtigung.

Pro:
  • Sehr schnelles, befriedigendes Gunplay
  • Stabil laufende Technik (60 FPS, keine Abstürze)
  • Gute Koop-Action für kurze Sessions
  • Atmosphärisches Setting und solide Lichtstimmung
  • Einsteigerfreundlich, sofort verständlich
Contra:
  • Kaum Singleplayer-Inhalt und nur Bots im Solo-Modus
  • Starke Wiederholungen bei Leveln und Gegnern
  • Flache Story ohne nennenswerte Inszenierung
  • Fehlende Painkiller-DNA und wenig Eigenständigkeit
  • Geringe Langzeitmotivation
Story:
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Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Umfang:
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Unsere Wertung: 6.0 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Marvin Kolb

Marvin Kolb

Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.

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