Star Wars OutlawsStar Wars Outlaws
Review

Star Wars Outlaws im Test: Eine Galaxis zu unseren Füßen

Von Daniel Walter am 2. September 2024. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Nach vielen Jahren der EA-Exklusivität erscheint mit Star Wars Outlaws von Ubisoft ein erstes richtiges Open-World-Abenteuer in einer weit, weit entfernten Galaxis. Wie sich das Action-Adventure im Test geschlagen hat, verraten wir euch hier.

Willkommen auf Canto Bight

Die Introsequenz des Spiels lässt uns einem Treffen zwischen hochrangigen Vertretern unterschiedlicher Verbrechersyndikate der gesamten Galaxis beiwohnen, wie den Hutten, den Pykes oder Crimson Dawn. Sie preisen zunächst die fruchtbaren Jahre für die Unterwelt an, die seit der Zerstörung des ersten Todessterns angebrochen sind, doch schon bald geht es um Spione und Verrat, um die Gier der einzelnen Syndikate und das Treffen endet schließlich im Blutbad. Nach einem Ortswechsel finden wir uns im schlichten Unterschlupf von Hauptfigur Kay wieder, der sich auf dem Dachboden einer Cantina auf Canto Bight befindet. Die Bar ist offenbar ein Treffpunkt zahlreicher zwielichtiger Gestalten, von Schmugglern bis hin zu Söldnern, und auch Kay selbst ist auf der Suche nach einem neuen Auftrag, mit dem sie ihrem Leben in Armut entkommen kann. Nach einem Gespräch mit dem Barkeeper hält sie allerdings keinen neuen Job, sondern nur einen defekten Datenstick in der Hand, den sie erst einmal reparieren lassen muss, bevor sie auf die dort gespeicherten Informationen zugreifen kann. Diese sollen gefälschte IDs enthalten, mit denen sie ihrem Leben auf Canto Bight entkommen und in Richtung der Kernwelten aufbrechen kann. Hierfür suchen wir den Weequai Preeban in seiner Werkstatt auf, der uns einen Preis für seine Arbeit nennt und uns damit zunächst einmal uns selbst überlässt, während wir die Umgebung nach Gelegenheiten absuchen, um an das geforderte Geld zu kommen.

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Hier zeigt uns das Spiel auch gleich einige Möglichkeiten auf, wie wir unsere Umgebung zu Credits machen können, zum Beispiel indem wir liegen gelassene Objekte einsammeln und bei ortsansässigen Händlern verkaufen, Creditvorräte in fremden Häusern aufspüren und in unsere Taschen wandern lassen oder auch die für eine Wette gedachten Münzen eines Bekannten einfach selbst einstecken. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen, in denen das Stehlen fremder Besitztümer aus deren Häusern oder auch direkt am Mann - was in Outlaws übrigens ebenfalls möglich ist - häufig nicht zum strahlenden Helden passt, fügt sich das Ganze hier mit unserer Schmugglerin als Protagonistin sehr gut in die Szenerie ein. Wer uns bei unseren nicht immer ganz legalen Aktivitäten stets treu zu Seite steht und mit unterschiedlichen Aktion unterstützt, ist unser tierischer Begleiter namens Nix. Die freundliche Kreatur zählt zu den Merqaal und erinnert optisch ein wenig an ein haariges Axolotl. Ihre verfügbaren Aktionen hängen immer von der Umgebung und der jeweiligen Situation ab und reichen vom Beklauen verschiedener Passanten, zum Beispiel von ungeliebten Sicherheitskräften, über das Beschützen unserer Heldin im Kampf bis hin zum Scannen der Umgebung mit ihren speziellen Sinnen oder dem Öffnen von für uns unzugänglichen Bereichen. Nix' Aktionen zählen auf jeden Fall zu den echten Highlights des Spiels und sorgen außerdem für ein besonderes Alleinstellungsmerkmal von Star Wars Outlaws.

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Ebenfalls richtig cool gelöst ist das Knacken von Schlössern mithilfe eines Datenstifts. Hier geht es darum, auf ein rhythmisches Muster zu hören, das erklingt, sobald wir den Stift in die entsprechende Konsole gesteckt haben. Nun müssen wir im Rhythmus der mechanisch klingenden Musik mehrfach die Schultertaste herunterdrücken, um das Schloss zu öffnen - die Komplexität der Beats und damit auch die Schwierigkeit variiert dabei von Schloss zu Schloss. Die Mechanik ist dank des Widerstands der adaptiven Trigger des DualSense-Controllers zudem sehr immersiv umgesetzt. Die Controller-Integration findet aber auch noch an anderer Stelle auf ähnlich gute Art und Weise statt, zum Beispiel, wenn wir in einem Club die Beats der Musik dank der stimmig umgesetzten Vibration hautnah spüren können oder, wenn wir das Gaspedal unseres Gleiters gegen den Widerstand der Schultertaste betätigen müssen. Schon früh im Spiel zeigt uns das Action-Adventure auch sein gelungenes Klettersystem, das sehr stark an Tomb Raider und Uncharted erinnert. Hierbei schwingen und ziehen wir uns an farblich hervorgehoben Kanten entlang oder nutzen auch immer wieder unseren Kletterhaken, um uns mithilfe des daran befestigten Seils auf die nächste Ebene zu heben und zur nächsten Plattform zu befördern. Also alles in allem nicht wirklich neu, aber im Kontext sehr gut umgesetzt. Hinzu kommen immer wieder kleinere Rätseleinlagen, bei denen wir diverse Aufgaben durch Kombinieren und Untersuchen unserer Umgebung lösen müssen, indem wir zum Beispiel eine Kabelverbindung verfolgen, um den Generator zu deaktivieren, der den Strom für eine Energiebarriere liefert oder mit unserer Ionenpistole bestimmte Verbindungselemente aktivieren, um Türen zu öffnen. Aber auch Hacking-Minigames, bei denen wir unterschiedliche Glyphen am Bildschirm eines Terminals richtig anordnen müssen, sind Teil unseres Schmuggler-Alltags. Hier sollte man insgesamt definitiv keine anspruchsvollen Denksportaufgaben erwarten, diese braucht das Spiel aber auch überhaupt nicht.

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Nun aber zurück zur Story: Sind die benötigten Credits für unseren Mechaniker-Freund besorgt, die richtigen Leute bestohlen und die benötigten ID-Karten beschafft, geht es für uns dann auch bald raus aus Canto Bight, wenn auch etwas anders, als Kay sich das wohl vorgestellt hat. Bei ihrem Versuch, an die gewünschten Dokumente zu kommen, geht nämlich gehörig etwas schief und sie hat schon kurz darauf die Vollstrecker der Sechsten Sippe, eines hiesigen Verbrecherclans, an den Fersen hängen. Dadurch ist unsere Heldin gezwungen, mit einer ihr unbekannten Crew zusammenzuarbeiten, um genügend Geld für ein Shuttle zu besorgen, das sie vom Planeten wegbringt - dafür muss sie lediglich einen der richtig großen Verbrecherbosse der Stadt um einige Credits erleichtern, sodass das Unterfangen eigentlich direkt zum Scheitern verurteilt ist. So kommt es am Ende wie es kommen muss und Kay steht wieder ohne Credits, dafür aber mit jeder Menge Feinden im Nacken da, denen sie entkommen muss. Not macht erfinderisch und so schafft es Kay auf ihrer Flucht, ein Schiff des Syndikats zu stehlen, mit dem sie Canto Bight und ihre Vergangenheit erst einmal hinter sich lassen kann. Das neue Leben unserer Heldin beginnt dann eine unsanfte Bruchlandung später zunächst einmal auf dem Planeten Toshara, wo sie mit ihrem beschädigten Schiff bis auf Weiteres festsitzt, bevor die Handlung sie an weitere bekannte und auch unbekanntere Orte des Star-Wars-Universums führt, wo sie zwischen Rebellen, Imperialen und Verbrechersyndikaten ihre ganz eigene Geschichte schreibt. Dabei dürfen wir uns sowohl auf großflächige offene Welten als auch auf kompaktere Schauplätze freuen, auf die wir später noch genauer eingehen. In den Missionen bleibt das Spiel dagegen stets linear, was der Story ein gutes Tempo verleiht und die Ablenkungen um uns herum währenddessen minimiert, sodass wir eine gut inszenierte und durchgehend unterhaltsame Star-Wars-Geschichte erleben dürfen, die von einer stimmungsvollen Open-World umrahmt wird.

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Echtes Star-Wars-Feeling von Beginn an

Schon die Cantina auf Canto Bight lässt uns in Bezug auf die Atmosphäre und das Star-Wars-Feeling von Outlaws hoffnungsvoll in die Zukunft schauen, denn die engen, schwach beleuchteten Gänge im Stile von Jabbas Palast, die Hologramme über der Bar von Pferderennen-ähnlichen Sportveranstaltungen mit Farthieren (auf die wir im Übrigen auch wetten können) oder auch bekannte Kreaturen wie Twi'leks, Rodianer, Sullustaner oder Mon Calamari, die sich überall auf den Hockern an den Tischen tummeln, versprühen ab der ersten Sekunde echtes Sternenkriegs-Flair. In den Straßen von Canto Bight wird das Gefühl dann noch einmal massiv verstärkt, wenn wir zum Beispiel das imposante Casinogebäude aus Episode VIII am Horizont sehen, wie es von hellen Strahlern erleuchtet und von Feuerwerk rundherum eindrucksvoll in Szene gesetzt wird. Auch die leicht schäbigen Gassen, die Geschäfte der Händler oder auch die einfachen Arbeiter, die sich in dem Bezirk aufhalten, sich unterhalten oder trotz Anbruch der Dunkelheit noch ihrer Arbeit nachgehen, setzen den Ort glaubhaft und stimmungsvoll in Szene - ebenso wie die allgegenwärtigen Droiden, die dezenten Lichtquellen an allen Ecken oder auch Details wie dampfende Abwasserkanäle, plätschernde Brunnen oder die technoiden Beats alter Arcadeautomaten. Hinzu kommt schon hier zu Beginn ein grandioser Soundtrack, der mit John-Williams-artigen, aufwendig arrangierten Orchesterklängen die leicht bedrückende aber dennoch entfernt hoffnungsvolle Stimmung des Arbeiterviertels hervorragend einfängt. Die Musik spielt im gesamten Spiel eine tragende Rolle und untermalt neben der Atmosphäre der zahlreichen Orte auch immer wieder die Sequenzen oder die Actionszenen, sodass wir uns eigentlich durchgehend wie im Kino fühlen, denn der Soundtrack ist definitiv filmreif umgesetzt. Ergänzt wird die Musik durch eine durch und durch großartige deutsche Synchronisation, die sowohl Haupt- als auch Nebencharakteren eine glaubhafte Ausstrahlung und einen ganz eigenen Charakter verleiht. Alles in allem wurde schon in der Anfangswelt enorm viel Wert auf Details gelegt, was man der schier greifbaren Aura der Schauplätze sofort anmerkt. In Sachen Star-Wars-Atmosphäre ist Outlaws für uns das mit Abstand stärkste Spiel der jüngeren Vergangenheit und übertrifft dabei sowohl EAs Battlefronts als auch Fallen Order und Survivor, und das Ganze auch noch ohne Fokus auf Lichtschwerter, was in unseren Augen wirklich beachtlich ist.

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Detalliert gestaltete Welten

Grafisch präsentiert sich Star Wars Outlaws wie ein typischer Ubisoft-Titel der vergangenen Jahre. So wirken die Schauplätze durchweg atmosphärisch und wurden sehr detailliert dekoriert und mit vielen Objekten, mit Pflanzen, Pfützen und zahlreichen Lichtern, aber auch mit ordentlicher Weitsicht, abwechslungsreichen Texturen sowie realistischen Feuer-, Rauch- oder Nebeleffekten liebevoll in Szene gesetzt. Schön sind beispielsweise auch die feinen Staubpartikel oder auch kleine Insekten, wie intergalaktische Glühwürmchen, die durch die Luft schweben und die Umgebung dadurch noch lebendiger werden lassen. Alles in allem kann die Snowdrop-Engine, die unter anderem auch bei den The-Division-Titeln zum Einsatz kommt, ihre Stärken also vollends ausspielen und die Schauplätze zu einer glaubhaften Kulisse machen. Diese wirkt dabei stets belebt und aufgrund zahlreicher beweglicher Elemente um uns herum, die von NPCs mit unterschiedlichen Beschäftigungen, über Droiden und frei laufende Tiere bis hin zu Schiffen und anderen Flugobjekten am Himmel reichen, niemals statisch. Dank der zahlreichen vorgegebenen Alien-Rassen, die allesamt auch sehr gut getroffen sind, vermeidet Ubisoft auch ein Problem, das in vielen vorhergegangenen Titeln immer wieder aufgetreten ist, nämlich das typische generische Ubisoft-Gesicht. Bei den menschlichen Figuren, die uns im Laufe unserer Reise begegnen, treffen wir zwar auch auf die eine oder andere bekannte Visage, das Ganze fällt zwischen den vielen anderen Kreaturen dann aber deutlich weniger ins Gewicht als beispielsweise bei einem Skull and Bones, einem Assassin's Creed oder auch einem The Division. Eine Sache kann man der ansonsten sehr gut umgesetzten grafischen Darstellung dann aber doch ankreiden, und zwar die sichtbare Unschärfe der Texturen, die sowohl bei Wänden und Böden immer wieder aus der Nähe erkennbar ist, beispielsweise aber auch bei den Haaren, die, wenn sich sich in Bewegung befinden, eine leichte Krisseligkeit am Rand erkennen lassen. Sehr schön sind dagegen die unterschiedlichen Tageszeiten dargestellt, denn gerade nachts entwickeln die Welten noch einmal eine ganz andere Aura, bei der die Beleuchtungselemente richtig toll zur Geltung kommen.

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Kämpfe und stimmige Stealth-Elemente

Als Diebin und Schmugglerin ist der laute Weg nicht immer der ideale für uns. Daher hält das Spiel erwartungsgemäß auch ein Stealth-System für uns bereit, das wir so auch schon in vielen anderen (Ubisoft-) Titeln gesehen haben. So schleichen wir uns geduckt von hinten an nichtsahnende Feinde heran und schalten sie mit einem Niederschlag direkt aus. Dabei hilft uns bei Bedarf
auch wieder unser kleiner tierischer Begleiter, der die Gegner zur Ablenkung kurz vorher anspringen kann. Weiterhin stehen uns auch Hilfsmittel wie hohes Gras, Nebel oder das Ablenken per Pfiff zur Verfügung, also alles typische Stealth-Elemente, die auch hier zu finden sind. Hinzu kommt ein praktisches Elektrofernglas, das es uns ermöglicht, Ziele in der Umgebung oder auch vorhandene Gegner zu erspähen und auch zu markieren. Da wir aber nicht immer die Wahl haben, müssen wir uns natürlich auch ständig in Feuergefechten beweisen, die ebenfalls sehr solide umgesetzt sind. Die Blaster liefern dank entsprechender Vibrationen, die beim Zielen übrigens gravierender ausfallen als beim Schuss aus der Hüfte, ein gelungenes Feedback. Zudem überhitzt unsere Waffe nach einigen Schüssen, sodass sie für eine kurze Zeit abkühlen muss, es sei denn, wir bestehen die kurze Timing-Herausforderung. Diese ermöglicht es uns, den Blaster sofort zu kühlen und damit ohne Unterbrechung weiter zu nutzen, wenn wir den beweglichen Marker im hervorgehoben Bereich gestoppt bekommen. Neben unserer eigenen Blaster-Pistole, die wir mit entsprechenden Bauteilen an Werkbänken auch um zusätzliche Module erweitern können, dürfen wir auch immer wieder kurzzeitig die fallengelassenen Waffen unserer Gegner verwenden und, wenn vorhanden, auch auf Granaten zurückgreifen. Unsere Schusswaffe muss im Übrigen auch nicht zwingend zu einer lauten Auseinandersetzung führen, wenn es uns gelingt, einen unachtsamen Widersacher aus der Deckung heraus mit einem Betäubungsschuss außer Gefecht zu setzen, bevor dieser etwas merkt. Machen wir hingegen Krach, haben wir schnell alle in der Nähe befindlichen Feinde an den Sohlen kleben, denn diese verfügen natürlich auch über eine Achtsamkeits-Mechanik - und alarmierte Gegner sind in Outlaws definitiv ein größeres Problem als in vergleichbaren Titeln, denn diese sind äußerst hartnäckig.

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Für schwierige Situationen hält Star Wars Outlaws mit Kays Adrenalin-Fähigkeit ein nützliches Hilfsmittel bereit, das sich im Prinzip mit dem Dead Eye aus Red Dead Redemption deckt und uns in Zeitlupe mehrere Gegner markieren lässt, die dann automatisch erschossen werden. Falls wir einmal unter die Räder gekommen sind, können wir uns auch mit Bactaspritzen heilen, die wir auch immer wieder bei besiegten Feinden auffüllen können. An Gegnern hält Outlaws insgesamt eine gelungene Auswahl an Widersachern bereit, wie imperiale Soldaten, Scharfschützen und Offiziere, Syndikatsmitglieder und Banditen oder auch wilde Kreaturen und Droiden, mal in einfacher Form, mal mit Panzerung oder Schild ausgestattet. Weiterhin nehmen wir es auch mit Kampfläufern des Imperiums auf, um die wir allerdings besser einen größeren Bogen machen und in Deckung bleiben. Bei der Entwicklung unserer Fähigkeiten setzt Star Wars Outlaws übrigens nicht auf einen klassischen Skilltree oder andere rollenspieltypische Aspekte. Stattdessen treffen wir auf den unterschiedlichen Planeten, mal mehr mal weniger direkt, bis zu neun sogenannte Experten, die uns mit zusätzlichen Fähigkeiten ausstatten, wenn wir die geforderten Freischaltbedingungen erfüllt haben. So lernen wir vom Barkeeper unserer Heimat-Cantina auf Canto Bight zum Beispiel unseren Nahkampfangriff oder das Schlösserknacken. Erledigen wir für ihn außerdem eine gewisse Anzahl an Feinden auf festgelegte Art und Weise, treffen auf bestimmte Händler oder geben eine bestimmte Anzahl an Credits aus, schalten wir zusätzliche Fertigkeiten frei, die uns das Leben erleichtern. Hierzu gehören zum Beispiel eine erhöhte Gesundheit oder auch die Möglichkeit, die Reaktion alarmierter Gegner kurzzeitig zu verlangsamen. Auf diese Art und Weise funktioniert das System auch mit den anderen Experten, die wir allerdings auch erst einmal finden müssen, um von deren Wissen zu profitieren. Dieses beschränkt sich im Übrigen auch nicht auf unsere eigenen Fertigkeiten, sondern lässt uns unter anderem auch unseren Gleiter optimieren.

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Zu Fuß, per Gleiter oder im Raumschiff

Gerade auf den größeren Welten, wie dem von Felsen, Bäumen, Flüssen und Gras übersäten, landschaftlich sehr einladenden Toshara, ist es sehr schön, dass wir mit Kay nicht alle Wege zu Fuß zurücklegen müssen. So steht uns hier beispielsweise ein flotter Gleiter im Motorrad-Look zur Verfügung, mit dem wir über die weitläufige Steppe brettern können. Dank haptischem Feedback und adaptiver Trigger des DualSense-Controllers spüren wir sowohl das Gefährt und den Untergrund als auch die Geschwindigkeit in unseren Händen und dürfen uns somit auf eine immersive Umsetzung freuen. Aufgrund der äußerst wendigen Bauart des Gleiters macht es auch richtig Spaß, sich in die Kurven zu legen, egal, ob wir nur die Landschaft erkunden oder eine Verfolgungsjagd miterleben. Die Umgebung wirkt dabei stets sehr lebendig, zum Beispiel durch frei umherstreifende wilde Tiere, durch im Wind wehende Gräser und Bäume oder auch durch Passanten oder andere Gleiter auf dem Weg. Diese sind uns manchmal wohlgesonnen, im anderen Fall greifen sie uns aber auch gerne während der Fahrt an und hängen uns an den Fersen. Geschieht dies, haben wir einerseits die Möglichkeit, feindlichen Schüssen durch gut getimete Seitwärtsmanöver auszuweichen, wir können andererseits aber auch zum Gegenschlag ausholen. Dies ist leider, was einen der einzigen richtig großen Kritikpunkte darstellt, nicht durch freies Zielen möglich, sondern nur durch Einsatz der oben beschriebenen Adrenalin-Fähigkeit, bei der wir die Feinde vom Gleiter aus markieren und dann in Zeitlupe mit automatischen Blastersalven vom Bike holen. Aufgrund der Abklingzeit der Fertigkeit ist dies auch nur sehr begrenzt möglich, was uns leider die Kontrolle über die Gefechte an Bord des Gleiters ein Stück weit entreißt, wodurch wir die Gegner unter Umständen eine ganze Zeit lang mitschleppen müssen. Hier wäre ein freies Schießen die deutlich bessere Wahl gewesen, da es nicht nur individueller, sondern einfach auch dynamischer wäre als die gewählte Variante. Alles in allem hat uns die Umsetzung der Gleiter-Mechanik aber richtig gut gefallen, da wir uns in hohem Tempo nach Lust und Laune auf den größeren Planeten umschauen können. Unser Gleiter lässt sich bei Mechanikern aufwerten, vorausgesetzt wir verfügen über die passenden Materialien, die wir sowohl kaufen als auch in Syndikatsgebieten finden können.

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Toshara macht aber nicht nur als Kulisse für unsere Gleiterausflüge eine gute Figur, sondern überzeugt auch für sich betrachtet mit einer tollen wilden Natur, die von verschiedenen freistehenden Außenposten, Farmen, Wohngebäuden und auch einer großen Stadt namens Mirogana durchzogen ist. Letztere wurde mitten unter und teilweise auch in einen riesigen Felsen gebaut und wirkt dadurch von außen betrachtet wie eine Art futuristisches Bergdorf. Im Inneren des Felsens besitzt die Stadt mit ihren Leuchtreklamen und engen, von zahlreichen Kreaturen bevölkerten Gassen dagegen fast schon einen Cyberpunk-Charme. Hier kommen wir außerdem das erste Mal mit der hiesigen Unterwelt und ihren eigenen Regeln in Berührung. So gibt es in Star Wars Outlaws unterschiedliche Fraktionen, in dem Fall Verbrechersyndikate, für die wir Aufträge erfüllen können. Mit den Hutten, den Pykes, dem Ashiga-Clan und Crimson Dawn stehen hier bekannte Vertreter für uns bereit, deren Meinung über uns maßgeblich von unseren Taten abhängt. Arbeiten wir für das eine Syndikat, verärgern wir das andere und so weiter. Wir haben auch im Verlauf der Missionen immer wieder die Chance, die Seite zu wechseln und unseren eigentlichen Auftraggeber dann doch lieber zu verraten. Wenn wir bei einem Syndikat gut gestellt sind, erhalten wir nicht nur fortlaufend Jobs, sondern profitieren auch von Annehmlichkeiten wie freiem Zugang zu allen Syndiaktsbereichen, zusätzlichen Schnellreisezielen oder auch Rabatten bei Händlern, die dem jeweiligen Verbrecherfürsten nahe stehen. Kann uns eine Gangstergruppierung dagegen überhaupt nicht ausstehen, werden uns ihre Anhänger sofort angreifen, wenn sie uns auf ihrem Territorium zu sehen bekommen und es werden sogar Jagdtrupps ausgesandt, die uns nach dem Leben trachten. Das Rufsystem bringt in jedem Fall zusätzliche Spieltiefe in das Action-Adventure und lässt uns zudem die Auswirkungen unserer Entscheidungen spüren, was für eine gelungene Dynamik sorgt. Zudem stehen in der offenen Welt zahlreiche Gelegenheiten und Nebenaufgaben bereit, wie klassische Nenenquests im Stile von "Geh dorthin und nimm dies mit" oder auch Piratenlager, in die wir eindringen oder Schätze, die wir finden können. Darüber hinaus sorgen auch diverse Minispiele wie Sabacc oder Gleiterrennen für Abwechslung vom Schmuggler-Alltag.

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Toshara und Canto Bight sind aber natürlich nicht die einzigen Orte, die wir mit Kay und Nix bereisen können. So dürfen wir uns außerdem auf den wilden Dschungelplaneten Akiva freuen, der sich weit draußen im Outer Rim befindet und während der Klonkriege von der Handelsförderation für die Droidenproduktion genutzt wurde. Hier erwarten uns neben dichtem Grün und wunderschönen Wasserfällen unter anderem auch die stimmungsvolle Hauptstadt Myrra oder auch imperiale Forschungseinrichtungen, die wir genauer unter die Lupe nehmen können. Zum von den Hutten kontrollierten Wüstenplaneten Tatooine müssen wir wahrscheinlich nicht mehr viel erklären. Er wird in jedem Fall auch von unserem Dreamteam angesteuert und hält neben endloser Sandwüste, Tusken oder Feuchtfarmen beispielsweise auch die Siedlung Wayfar für uns bereit. Außerdem sind wir nicht nur unter den brütenden Sonnen unterwegs, sondern kämpfen uns zum Beispiel auch durch ein unterirdisches Höhlensystem. Spektakulär wird es dann, wenn wir den Palast von Jabba, dem Hutten betreten, wo wir es unter anderem mit seinen Gamorreanern zu tun bekommen. Ein weiteres Highlight ist der Eisplanet Kijimi, der uns in seiner Hauptstadt mit engen verwinkelten Gassen empfängt, in denen wir dank allgegenwärtiger Schneeverwehungen und Eiszapfen, die von den Dächern hängen, die Kälte förmlich spüren können. Der aus Episode IX bekannte Eisplanet, dessen trauriges Schicksal wir im Film miterlebt haben, lässt uns aber nicht nur durch das äußerst atmosphärische Städtchen schleichen, sondern auch Teile der verschneiten felsigen Oberfläche abseits der schützenden Mauern erkunden oder eine riesige Waffenfabrik infiltrieren. Insgesamt kann die Auswahl an Schauplätzen, die vom kompakten Canto Bight bis hin zum sehr ausladenden Toshara reicht, in Sachen Atmosphäre und Gestaltung rundum überzeugen. Durch die sehr unterschiedlichen Beschaffenheiten vor Ort und auch die gelungene Kombination aus bekannten und unbekannten Schauplätzen, ist zu jeder Zeit für Abwechslung gesorgt.

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Zusätzlich zu den insgesamt fünf mal mehr mal weniger offenen Planeten steht uns auch das Weltall als Schauplatz zur Verfügung. Dabei wurden die Übergänge vom Planeten in den Raum so hervorragend mit Sequenzen kaschiert, dass es gefühlt überhaupt keine Ladezeiten gibt und wir quasi direkt von der Planetenoberfläche ins endlose Nichts des Alls fliegen können. Hier erwarten uns durchaus auch spektakuläre Schauplätze, wie zum Beispiel das riesige Trümmerfeld im Orbit über Toshara. Unser Schiff steuern wir aus der Third-Person-Perspektive durch den Weltraum und dürfen dabei nicht nur die Umgebung erkunden, sondern es in solide umgesetzten Gefechten auch mit Gegnern aufnehmen. Hierfür stehen uns wiederum verschiedene nützliche Hilfsmittel zur Verfügung, von Bordblasterkanonen und Raketen bis hin zum Temposchub oder praktischen Ausweichmanövern in beide Richtungen. Außerdem verfügen wir über ein Radar, das unsere Umgebung scannt, sowie über die Möglichkeit, unser Schiff bei Schäden zu reparieren. Dank gut sichtbarer Trefferbereiche lassen sich die feindlichen Schiffe auch sehr gut anvisieren, auch dann, wenn sie etwas weiter weg sind und die eigentlichen Schiffsumrisse gar nicht so genau zu erkennen sind. Insgesamt erinnern die Raumkämpfe stark an die Umsetzung in EAs Battlefront 2 und sind auch ähnlich kurzweilig realisiert. Die Kulisse mit den riesigen Planeten im Hintergrund sieht aber nochmal um einiges großartiger aus als beim genannten Konkurrenzprodukt seinerzeit. In den Weiten des Alls warten darüber hinaus auch Raumstationen auf uns, die wir mit unserem Schiff ansteuern dürfen. Im Inneren der riesigen Raumschiffe, wie zum Beispiel einer imperialen Treibstoffstation, kommt dann nochmal richtig Star-Wars-Atmosphäre auf, wenn wir beispielsweise im meterhohen Hangar zwischen TIE-Jägern, Offizieren, Suchdroiden und Sturmtruppen stehen und uns fühlen wie auf einem Sternenzerstörer oder dem Todesstern.

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Fazit

Ubisoft macht Star Wars - ich glaube bei dieser Headline hatte jeder ein ungefähres Bild vor Augen, wie ein solches Spiel aussehen würde. Nun, da Star Wars Outlaws endlich erschienen ist, bin ich wirklich überrascht, wie sehr es sich nach Star Wars und wie wenig nach einer klassischen Ubisoft-Open-World anfühlt. Ab der ersten Sekunde konnte mich das Action-Adventure rund um Schmugglerin Kay und ihren haarigen kleinen Weggefährten Nix in seinen Bann ziehen. Die kreierte Atmosphäre, die mit dem grandiosen Canto Bight beginnt und sich über vier weitere Planeten und den Weltraum erstreckt, hat das, was für mich Star Wars ausmacht, in jeder Pore. Seit Star Wars The Old Republic hat es nach meinem Empfinden kein anderer Titel mehr geschafft, das Star-Wars-Feeling dermaßen gut einzufangen und auf den Bildschirm zu bringen. Die Geschichte passt mit ihren tollen und liebenswerten Hauptcharakteren, mit ihrer extrem hochwertigen Synchronisation, dem wuchtigen Soundtrack und auch mit ihren Schauplätzen und Wendungen so verdammt gut ins Krieg-der-Sterne-Universum, dass sich die aktuellen Produzenten der Filme und Serien gerne mal ein Scheibchen abschneiden könnten. Auch die Kombination aus den unterschiedlichen Gameplay-Elementen wie Erkunden, Schießen, Schleichen, Gleiterfahren, Rätseln und Klettern, die für sich betrachtet recht klassisch und wenig spektakulär umgesetzt sind, funktioniert so herausragend, dass zu keiner Zeit auch nur ein Hauch von Langeweile aufgekommen ist. Ja, das freie Schießen auf dem Gleiter wäre eine sehr schöne Sache gewesen und auch in Sachen Texturenschärfe und Realismusgrad im Bezug auf die Grafik spielt Outlaws nicht die allererste Geige, aber in Anbetracht dessen, wie wunderbar kurzweilig und packend Kays Geschichte erzählt und mit einer äußerst stimmungsvollen Open-World umrandet wird, konnte ich das dem Titel zu jeder Zeit verzeihen. Die einzelnen Aspekte des Spiels, vom Rufsystem, über die Möglichkeiten in der offenen Welt bis hin zum Raumkampf mögen jetzt alle keinen Innovationspreis gewinnen, da wir alles so ähnlich schon einmal gesehen haben. Das Zusammenspiel aller Elemente konnte mich aber derart überzeugen, dass Star Wars Outlaws von mir trotz seiner kleinen Schwächen, die Topwertung erhält, denn für mich muss sich Star Wars ganz genauso anfühlen.

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Pro:
  • Hervorragende Star-Wars-Atmosphäre
  • Fünf abwechslungsreich gestaltete Welten mit komplett unterschiedlichen Biomen
  • Tolle Hauptcharaktere, mit denen man mitfiebert
  • Gelungene Kombination aus Schießen, Schleichen, Klettern, Rätseln und Erkunden
  • Temporeiches Gleiterfahren macht richtig Laune
  • Stimmungsvolle Raumkämpfe mit zugänglicher Steuerung
  • Erstklassige Synchronisation
  • Orchestraler Soundtrack auf Filmniveau
  • Sehr geradlinig inszenierte Geschichte, die weitestgehend abseits der offenen Welt stattfindet
  • Rufsystem bringt zusätzliche Spieltiefe mit
Contra:
  • Texturen nicht immer ganz scharf
  • Die Ränder der Figuren, gerade an den Haaren, sind in Bewegung etwas krisselig
  • Allgemeine Grafikqualität nicht ganz auf der Höhe der Zeit
  • Freies Schießen beim Fahren nicht möglich
  • Die einzelnen Gameplay-Elemente sind für sich betrachtet wenig Neues
  • Offene Welten bieten weniger Beschäftigungsmöglichkeiten als vergleichbare Ubisoft-Titel
Story:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 10.0 / 10
TestingBuddies Award Gold
Spiel getestet auf: PS5
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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