Whisker WatersWhisker Waters
Review

Whisker Waters im Test: Stubentiger auf Angel-Kurs

Von Simone Jung am 14. Mai 2024. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Das Entwicklerstudio Underbite Games widmet sich in Whisker Waters der Kunst des Angelns. Und welche Hauptfiguren bieten sich für das Fantasy-Rollenspiel an? Richtig, Katzen! Schließlich sagt man ihnen ja nach, dass sie Fischfeinschmecker sind und daher auch mal eine nasse Pfote riskieren. Zwar ist nicht jede Katze gleich (ich selbst kann dies zum Beispiel von den eigenen Katzen nur bedingt bestätigen), aber dennoch haben wir neugierig die Angel für euch ausgeworfen. Ob der große Fang gelingt, fischen wir in unserem Test heraus.

Die Legende der Fischwächter

Einst wurde das Gewässer des Landes von einer großen Katastrophe heimgesucht. Tapfere Abenteurer, die gut mit der Angel umgehen konnten, schafften es schließlich, die Seuche einzudämmen. Anschließend siedelten sie sich rund um das große Wasser herum an und sorgten als Fischwächter fortan für ein wohlbehütetes Leben. Doch mit der Zeit des Wohlstands verschwanden eben jene großen Helden allmählich wieder aus dem Bewusstsein der Bewohner. Niemand vermag nun mehr zu sagen, was aus den Hütern geworden ist. Ihre Legende jedoch bleibt bis heute bestehen.

Diese Geschichte kann das junge Kätzchen gar nicht oft genug hören. Fasziniert saugt es jede Information über die Fischwächter in sich auf. Schließlich kommt der Tag, an dem die Ältestenkatze verkündet, dass es nun an der Zeit ist, Angeln zu lernen. Nur mit diesem Wissen im Gepäck wird es dem jungen Kätzchen möglich sein, bald loszuziehen und auf den Spuren der heldenhaften Fischwächter zu wandeln. Denn auch diese haben sich in vergangenen Tagen der Kunst des Fischfangs gewidmet - und wer weiß, vielleicht ist es auf diese Weise ja möglich, etwas über ihren Verbleib herauszufinden.

Des Fischers Freund

Natürlich erleben wir, wie sollte es anders sein, Whisker Waters im Fell des jugendlichen Kätzchens, das seinen Traum von einer Begegnung mit den Fischwächtern verfolgt. Unseren namenlosen Avatar gestalten wir hierbei aus vorgefertigten Fellzeichnungen und Ausprägungen anderer Merkmale, wie zum Beispiel der Ohrenform, selbst. Das Erscheinungsbild ist jedoch nicht in Stein gemeißelt, denn wir können unseren Charakter jederzeit beim entsprechenden Händler nochmals anpassen. Zusätzlich haben wir die Möglichkeit, ihn mit Accessoires wie Hüten, Ohrringen oder Stulpen zu versehen.

Unterwegs begegnen uns diverse NPCs, die uns gerne mit Aufgaben versorgen. So ist es nach einer kurzen Einweisung zum Thema Angeln beispielsweise direkt an uns, für das Abendessen zu sorgen und reparierte Fischnetze bei der Nachbarin abzuholen. Während die Hintergrundmusik passend zur bunten, comicartigen Optik eine schöne, fröhliche Reiseatmosphäre liefert, beschränkt sich die Vertonung der Charaktere lediglich auf ein kurzes Miauen. Die Gespräche werden somit komplett über Bildschirmtexte abgewickelt, die allerdings vollständig in deutscher Sprache verfügbar sind.

Für unsere Reise erhalten wir neben rollenspieltypischem Rucksack und Karte einen Speer, damit wir uns unterwegs gegen Monster zur Wehr setzen können. Das Kampfsystem fällt hierbei sehr simpel aus, da wir nur über eine einzige Standardattacke verfügen. Dennoch müssen wir unsere herannahenden Gegner gut im Blick behalten, denn ein Treffer sorgt sofort dafür, dass unser Kätzchen für eine Weile bewusstlos zu Boden sinkt. Glücklicherweise sind die Checkpoints für einen neuen Versuch aber gut gesetzt.

Die Wahl der Katze als Hauptrolle lockert die Angel-Thematik innerhalb eines Rollenspiels gut auf. Um dennoch erfolgreich Fischen zu können, brauchen wir natürlich Köder. Gegen einen kleinen Obolus ist ein Erwerb bei den Händlern durchaus möglich, doch es bieten sich auf unserem Weg zumeist andere Beschaffungswege an, die wir nebenbei wahrnehmen. Teile besiegter Monster können uns nämlich hervorragend als Köder dienen. Diverse Käfer, die vor unserer Nase im Gebüsch herumkrabbeln und sich flugs einsammeln lassen, eignen sich ebenfalls sehr gut hierfür. Eine Art Flugangel mit einem klebrigen Ende hilft uns zudem, Insekten aus der Luft zu fangen. Hin und wieder ist der Einsatz dieser Flugangel sogar an anderen Stellen sehr praktisch, denn Gegenstände außerhalb unserer Reichweite lassen sich damit plötzlich doch erreichen. Das wichtigste Equipment für einen angehenden Angler ist aber selbstredend die klassische Angelrute samt Angelrolle. So verwundert es auch nicht, dass sich beide Komponenten im Spielverlauf gegen Einsatz der Ingame-Währung Schuppen unabhängig voneinander aufleveln lassen, um unser Fischfang-Können beispielsweise in der Ausdauer oder in der Schnelligkeit beim Einholen zu steigern.

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Bite, bite, baby!

Nun ist es in Rollenspielen nicht ganz untypisch, dass uns Minispiele rund ums Angeln begegnen. Pokémon, Okami oder Ys VIII: Lacrimosa of Dana sind nur ein paar der Vertreter, die sich exemplarisch hierfür nennen lassen. In Whisker Waters können wir uns dem Angelspaß nun noch ausführlicher widmen, denn es stellt hier das wichtigste Spielelement dar.

So beginnt es damit, dass wir an nahezu jeder Stelle mit Gewässer loslegen können. Haben wir unseren Platz ausgewählt, nehmen wir unsere Angel zur Hand — pardon, Pfote — und werfen sie in Richtung des anvisierten Ziels aus. Am besten sollte dieses natürlich in der Nähe der ausgemachten Beute liegen, aber nicht direkt inmitten eines Schwarms, damit wir diesen durch das Eintauchen des Angelhakens nicht erschrecken und somit verscheuchen. Dann gilt es, zu warten, bis einer der Fische anbeißt. Ist es soweit, müssen wir die Angel einholen. Dargestellt wird dies durch einen Balken, bei dem wir unseren Cursor im grünen Bereich halten müssen, der aber permanent seine Position verändert, weil der Fisch versucht, sich mit dem Köder loszureißen. Zudem kann es passieren, dass wir ergänzende Aufgaben bewältigen müssen. So gilt es beispielsweise, per Tastenhämmern einen anderen Balken stärker aufzuladen als den des Fisches, um ihn zu überwältigen, oder angezeigte Eingaben bestmöglich zu absolvieren, um den verhedderten Fisch zu befreien. Zeit für das Einholen haben wir solange, wie es die Ausdauer unseres Kätzchens zulässt. Verlässt uns unsere Kraft, ist auch unser schöner Fang passé.

Weiteren Tiefgang erhält das Angelvergnügen durch den Einsatz von Ködern. Jeder Fischtyp bevorzugt nämlich eine andere Köderart. Während der Standard-Fisch Siechkieme noch relativ pflegeleicht ist, können andere Wasserlebewesen schon wählerischer sein, sodass wir, je nachdem, was wir zu fangen beabsichtigen, den Köder klug wählen sollten. Um während des Angelns das Interesse an unserem Lockmittel noch ein wenig schneller zu wecken, können wir dieses leicht in die angezeigte Richtung bewegen. Nähert sich ein falscher Fisch, lässt sich hingegen mit einer anderen Bewegung dessen Beachtung schnell wieder zerstreuen. Weiterhin spielen der Ort und die Tageszeit eine Rolle, denn wenig überraschend finden wir nicht überall und nicht zu jeder Uhrzeit genau dieselbe Beute vor. Zu guter letzt heißt es dann noch, das Angel-Level im Auge zu behalten, denn sowohl unser Kätzchen mit der Angelrute als auch die Fische sind mit einem ausgestattet. Liegt das Fisch-Level deutlich über unserem, ist die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Fang weitaus geringer als wenn das Verhältnis anders herum ist.

Unsere Ausbeute können wir anschließend verwenden um Quests zu erledigen, unsere Sammlung zu vervollständigen oder aber, um sie schwerpunktmäßig zu verkaufen. Aber Achtung, wir sollten, wie im echten Leben, im Hinterkopf behalten, dass Fisch recht schnell verdirbt. Ein paar Ingame-Tage hält er sich schon. Warten wir aber zu lange, taugt unser fleißig erbeuteter Fang schließlich nur noch für die Mülltonne. Insbesondere dann, wenn wir unterwegs Kämpfe gegen Monster bestreiten und KO gehen sollten, kann es durchaus passieren, dass unser Fisch im Gepäck schneller anfängt zu stinken als uns lieb ist.

Das Loch im Fischernetz

Bis hier hin macht das Spiel einen guten Eindruck. Gerade das Angeln mit seinen ausgeklügelten Facetten macht auch wirklich Spaß. Doch leider wartet Whisker Waters mit einigen Schwachstellen auf, die den Spielspaß trüben.

Wie bereits erwähnt, wurde bei den Gesprächen mit den NPCs keine Vertonung realisiert. In Folge dessen fällt das Spiel somit recht textlastig aus, was an sich zunächst noch nicht schlimm ist. Kritisch wird es allerdings in Kombination mit der winzigen Schriftgröße. Gerade für Konsolenzocker, die normalerweise etwas weiter vom Bildschirm entfernt sitzen als PC-Gamer, fallen die Bildschirmtexte viel zu klein aus, was das Entziffern ziemlich anstrengend macht.

Das Storytelling selbst gestaltet sich ebenfalls etwas ausbaufähig. Zwar können wir mit nahezu jedem NPC reden, die meisten begnügen sich allerdings nur mit einem freundlichen Gruß. Lediglich diejenigen, die uns Quests auftragen oder einmal einen Hinweis geben, reden ein wenig länger mit uns. Belanglose Gespräche abseits des Hauptwegs, die für ein wenig mehr Stimmung sorgen würden, suchen wir jedoch vergebens. Quests finden wir hingegen zuhauf, jedoch entpuppen sie sich als simple Laufburschen-Aufgaben. Wir sind durchweg damit beschäftigt, für unsere neuen Bekanntschaften irgendwelche Besorgungen zu erledigen, die sie selbst nicht machen können oder wollen. Natürlich ist dies für ein Rollenspiel durchaus typisch, aber in der Aufmachung ist es leider ziemlich eintönig gestaltet. Speziell die Aufträge zu unserem kleinen Fischerboot sind uns hierbei etwas aufgestoßen. Da haben wir gerade mühselig alle notwendigen Materialien für das Schiffchen gesammelt und es repariert, um erwartungsvoll neue Gebiete erschließen zu können. In der neuen Stadt angekommen, haben wir das Schiff dann noch nicht einmal richtig verlassen, als schon der Aufschrei ertönt, dass wir unseren Schrotthaufen unbedingt reparieren müssen – und prompt erhalten wir erneut eine sogar noch längere Liste mit Materialien, die wir für die Reparatur erst besorgen müssen. Ein Wegschippern ist so lange nicht möglich, auch nicht zurück in die Gegend, aus der wir gerade eben gekommen sind. Fairerweise muss gesagt sein, dass unser Boot bei unserem Aufbruch schon als Provisorium betitelt wurde und klar war, dass wir es in Zukunft noch weiter aufrüsten sollen. Dennoch hätte die Aufgabe etwas eleganter und motivierender in das Spielgeschehen eingebettet werden können.

Zudem verblasst über die weitestgehend stummen NPCs und das stumpfe Abarbeiten der Quests die Haupterzählung über die Fischwächter. Obgleich unser Kätzchen Leute nach der Legende fragt, geschieht dies bisweilen sehr sporadisch und da gemäß der Rahmenbedingung niemand Informationen hat, hören wir kaum noch etwas davon. Die zu Beginn interessante und stimmungsvoll präsentierte Ausgangsbasis, die einen guten Rahmen für die Story liefert, selbst wenn es vielleicht das Rollenspiel-Rad nicht neu erfindet, verschwindet daher mehr oder weniger ungesehen im Hintergrund.

Die Optik des Spiels sieht auf den ersten Blick wirklich schön aus. Jedoch gibt es an dieser Stelle ebenfalls Kritikpunkte. Hier sind diverse Clippingfehler und Objekte, die sich im Hintergrund erst nach und nach flatternd aufbauen, zu nennen. Dazu kommen noch Schwächen in der technischen Performance. So begleiten uns leider permanent Ruckler, die ein Vorankommen beschwerlich und mühsam machen. Und leider ist es damit noch nicht zu Ende. Denn wir müssen auch einige Spielabstürze bei unterschiedlichen Tätigkeiten wie dem Angeln oder beim Kaufen von Gegenständen und sogar einen Save-Game-Bug vermelden. Glücklicherweise ist uns dieser noch relativ zu Beginn passiert. Als wir danach per manuellem Speichern regelmäßig einen Backup-Spielstand machen wollten, ist uns weiterhin aufgefallen, dass die manuelle Speicherfunktion im Hauptmenü nicht immer rund läuft. Dieses Problem konnten wir erfreulicherweise aber immerhin über unseren Rucksack umgehen, denn hierüber gelangt man auch in das Speichermenü. Alles in allem sorgen die genannten Schwächen und hierbei besonders die technischen Probleme aber dafür, dass der Spielfluss von Whisker Waters von ziemlich zäher Natur ist.

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Fazit

Der Fischfang in Whisker Waters macht wirklich Spaß. Das Angeln wartet dabei mit einem schönen Tiefgang auf, denn es begegnen uns beim Einholen zusätzliche Herausforderungen, wir können unsere Ausrüstung aufleveln und müssen verschiedene Dinge pro Fischtyp wie den klugen Einsatz der Köder beachten. Der bunte Comic-Look und die fröhliche Reisemusik können ebenfalls punkten. Zudem liefert das Spiel mit seiner Story über die Fischwächter einen schönen, rollenspielgenerischen Rahmen. Doch der gute Ansatz steckt leider hinter einigen anderen Dingen zurück, die den Spielspaß deutlich überschatten und den Spielfluss äußerst zäh gestalten. So lassen sich technische Probleme wie Ruckler, Clippingfehler, ein flackernd nachladender Hintergrund und leider auch Spielabstürze und Save-Game-Bugs nennen. Es wäre wirklich wünschenswert, dass hier noch mal Verbesserungen nachgeschossen werden, die zumindest die groben Hürden abmildern. Zwar blieben dann immer noch erzählerische Schwächen wie der im Spielverlauf fehlende Bezug zu den Fischwächtern oder vor allem auch das eher eintönige Abarbeiten von Quests bestehen. Ohne die zusätzlichen, technischen Erschwernisse würde es aber vielleicht nicht mehr ganz so extrem ins Gewicht fallen. Zumindest würde ich Whisker Waters gerne noch eine zweite Chance geben. Nach momentanem Stand hält sich meine Motivation, trotz der interessanten Fischfang-Umsetzung weiter die Angel auszuwerfen und nach den Fischwächtern zu suchen, aber leider doch eher in Grenzen.

Pro:
  • Story liefert mit den Fischwächtern einen schönen, rollenspielgenerischen Rahmen
  • Bunte Comic-Optik
  • Fröhliche Reisemusik
  • Spaßige Umsetzung des Angelns mit Tiefgang
Contra:
  • Haupterzählung über die Fischwächter verschwindet im Hintergrund
  • NPCs haben abseits der Quests wenig zu sagen
  • Quests fallen eher eintönig aus
  • Clippingfehler
  • Pop-ups im Hintergrund
  • Permanente Ruckler
  • Spielabstürze
  • Save-Game-Bug
Story:
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Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
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Unsere Wertung: 6.5 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Simone Jung

Simone Jung

Konsolenzockerin seit der Kindheit, bevorzugt auf der PlayStation. Zu den Lieblingsspielreihen gehören Grandia, Project Zero, Tomb Raider, Uncharted und Tekken, aber es finden auch gerne mal Indie-Titel den Weg auf den Bildschirm.

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