Bild ohne BeschreibungBild ohne Beschreibung

Viva la Vita! – Die zehn größten Underdogs

Von Alex Jung am 13. August 2024

Ich werfe einen maximal nostalgischen Blick zurück auf die PlayStation Vita. Im dritten Teil meiner Kolumne geht es um meine Underdogs, die für eine positive Überraschung gut waren.

(Hier geht es zum ersten Teil der Kolumne: Viva la Vita! Ein Rückblick auf Sonys zweite Handheld-Konsole)

(Hier geht es zum zweiten Teil der Kolumne: Viva la Vita! – Die zehn besten Spiele für Sonys Handheld)

Kommen wir nun zu den Spielen, die ich zunächst einmal überhaupt nicht auf dem Schirm hatte und die mich dann für viele vergnügliche Stunden an meine Vita gefesselt haben. Sind es nicht doch meist die Spiele, von denen man wenig bis gar nichts erwartet, die einem am meisten im Gedächtnis haften bleiben? Hier haben wir jedenfalls zehn Vertreter für die Vita, welchen man meiner Meinung nach definitiv eine Chance geben sollte.

Grand Kingdom

Storytechnisch kann das zugegebenermaßen etwas unspektakulär und generisch benannte Grand Kingdom noch nicht ganz punkten. Wir befehligen eine stetig wachsende Söldnertruppe und führen Aufträge für verschiedene Parteien aus. So weit, so gut. Doch interessant ist das Spielkonzept an sich. Hier haben wir die Auswahl aus einer ganzen Menge unterschiedlicher Klassen, die verschiedene Vor- und Nachteile mitbringen und die wir stetig ausbauen können.

Hinzu kommen umfangreiche Individualisierungsmöglichkeiten, so dass jeder unserer Krieger eine eigene, von uns erschaffene Persönlichkeit erhält. Besonders wird das Gesamtbild dann noch durch das hervorragende Gameplay. In rundenbasierten 2D-Gefechten befehligen wir sowohl Nah- als auch Fernkämpfer, welche sich auf drei fest vorgegebene Wege verteilen. Es gilt also immer, taktisch vorzugehen und die Stärken der Einheiten bestmöglich zu nutzen. Dank des großen Umfangs eine klare Empfehlung für Taktikfüchse.

Steins;Gate

Visual Novels stehen bei mir immer hoch im Kurs, sofern sie auch eine möglichst spannende und mit überraschenden Wendungen gespickte Geschichte bieten. Von dem mit dem etwas sperrigen Namen versehenen Steins;Gate mit seiner Zeitreise-Thematik hatte ich zunächst noch kein genaues Bild, was ich hier erwarten sollte.

Geboten wurde mir eine wirklich spannende Geschichte mit so manch bösen Cliffhanger am Ende eines Kapitels, die mir aber vor allem aus einem besonderen Grund im Gedächtnis geblieben ist: Die unglaublich selbstverliebte Hauptfigur Rintaro Okabe, der von sich selbst behauptet, ein verrückter Wissenschaftler und Superbösewicht zu sein und sich auch dementsprechend gegenüber seinen zunehmend genervten Freunden verhält. Bei keiner anderen Visual Novel habe ich so viel gelacht wie bei Steins;Gate.

Resistance – Burning Skies

Im Schatten von Killzone und Halo kreierten Insomniac Games die tolle Ego-Shooter-Trilogie Resistance, bei der die Menschheit sich einer brutalen und übermächtigen Invasion von Aliens gegenüber sieht. Besonders Resistance 2, welches ich unzählige Male durchgespielt habe, zähle ich dabei durchaus zu meinen Lieblingsspielen. Dementsprechend ist natürlich auch der Vita-Ableger Resistance – Burning Skies einen Blick wert. Man erreicht zwar nicht ganz die Qualität der Hauptableger der Reihe, dennoch bietet Burning Skies einen tollen Ego-Shooter für Sonys Handheld, auch wenn Killzone: Mercenary hier die Nase etwas vorne hat.

Ys VIII: Lacrimosa of Dana

Dies ist der wohl größte Underdog in meiner Liste und gleichzeitig eines von zwei Spielen, welche mich am meisten positiv überrascht haben und mir auf der Vita besonders in Erinnerung geblieben sind. Denn erwartet hatte ich im Vorfeld eigentlich recht wenig vom Mix aus Rollenspiel, Erkundung und Hack & Slay. Könnte mal ganz nett sein, war mein Gedanke.

In Gestalt des Abenteurers Adol Christin erleiden wir dabei früh im Spiel Schiffbruch und stranden auf einer sagenumwobenen, menschenverlassenen Insel voller urzeitlicher Monster. Jetzt gilt es, die anderen Überlebenden der Katastrophe ausfindig zu machen, die weitläufige Umgebung zu erforschen und natürlich auch ein mysteriöses Geheimnis aufzudecken, welches das Eiland hütet.

Schritt für Schritt arbeiten wir uns dabei in unerforschtes Gebiet vor, schließen Freundschaften mit den anderen, sympathischen Charakteren, erweitern unseren provisorischen Unterschlupf, erkunden abwechslungsreiche Gebiete, kämpfen gegen allerlei böse Viecher und fühlen uns dabei wie ein richtiger Entdecker. Hinzu kommt der tolle, fetzige Japano-Soundtrack, in den ich auch lange nach dem Spiel noch gerne reingehört habe.

Als ich später dann einen weiteren großartigen Teil der Reihe, Memories of Celceta, spielte und dort wieder mit Adol Christin loslegen durfte, fühlte es sich tatsächlich an, als hätte ich einen alten Freund wiedergetroffen. Mittlerweile ist die Ys-Reihe sogar auf der PlayStation 5 angekommen. Auch dort haben Lacrimosa of Dana und der Nachfolger, Monstrum Nox, mir sehr viel Spaß bereitet.

Danganronpa – Another Episode Ultra Despair Girls

Wie bereits erwähnt zählt die Danganronpa-Reihe für mich zu den absolut besten Visual Novels aller Zeiten. Einen ganz anderen Weg geht jedoch das 2014 erschienene Another Episode Ultra Despair Girls, denn hier kämpfen wir mit einer besonderen Hacking-Schusswaffe ausgestattet in einem 3D-Shooter mit Schulterperspektive gegen diverse böse Monokumas. Hilfe erhält unsere Hauptfigur Komaru Naegi, Schwester des Protagonisten aus dem ersten Teil, dabei unfreiwillig von der schizophrenen, brutalen und absolut durchgeknallten Serienkillerin Toko Fukawa, die natürlich nicht gerade ein Paradebeispiel für eine vertrauenserweckende Person ist.

Ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Konzept, welches aber voll aufgeht. Denn neben der Geschichte können auch die Shooter-Passagen absolut überzeugen. Hier würde ich mir definitiv einen Nachfolger wünschen.

Velocity 2X

Shoot-‘em-ups sind nicht gerade mein favorisiertes Genre. Doch Velocity 2X konnte mich dennoch ziemlich packen, was neben dem griffigen Gameplay, dem tollen Mix aus Raumschiff- und Bodeneinsätzen und der fantastischen Grafik vor allem an Hauptfigur Kai liegt. Denn auch wenn die Story um eine gestrandete Soldatin in einer fernen Welt keinen Originalitätspreis gewinnt, so blieben mir vor allem die herrlich rotzfrechen Antworten von Kai auf diverse vor ihr liegenden Bedrohungen in Erinnerung.

Tales of Hearts R

Die Tales-of-Reihe kann auf eine reichhaltige Geschichte und extrem viele Ableger zurückblicken. Mein erster Berührungspunkt mit der Reihe ist Tales of Hearts R, welches ein Remake eines bereits 2008 für den Nintendo DS erschienenen Teils darstellt.

Tales of Hearts R kommt mit einer recht traditionellen Ausgangsbasis daher. Ein nassforscher Jüngling mit besonderen Fähigkeiten schließt sich nach einem tragischen Familienereignis mit einer Gruppe aus unterschiedlichen Charakteren zusammen und muss die Welt retten. Auch wenn dies alles recht generisch ist, überzeugt Tales of Hearts R dabei vor allem mit eben unseren Verbündeten, welche einem im Spielverlauf alle ans Herz wachsen und dank ihrer unterschiedlichen Charakterzüge auch für viele Schmunzler in den Dialogen sorgen.

Valkyria Chronicles 2

Ja, es ist ein PSP-Spiel, welches man über den PlayStation-Store auch auf der PS Vita abrufen konnte. Damit ist es genau genommen kein richtiger PS Vita-Titel, doch da ich großer Fan der Reihe bin (und ja auch die Regeln dieser Kolumne selbst aufstelle), ist mir das jetzt einfach mal schnuppe.

Valkyria Chronicles 2 besitzt alle Tugenden des Vorgängers, bietet neben der emotionalen Geschichte rund um den fiktiven Zweiten Europäischen Krieg und den interessanten Charakteren auch extrem viel Umfang und das gewohnt tolle Grundgerüst der rundenbasierten, taktischen Kämpfe in schön gestalteten 3D-Levels, natürlich mit der serientypischen Optik im Stile einer Zeichnung.

Dem Handheld-Charakter geschuldet sind die Gebiete zwar deutlich kleiner als im ersten Teil, doch müssen wir hier öfters zwischen einzelnen Bereichen und Ebenen wechseln, was für Abwechslung sorgt. Insgesamt also ein würdiger Nachfolger zum großartigen ersten Valkyria Chronicles.

Sonic & Allstars Racing Transformed

Außer Wipeout 2048 hat sich bisher tatsächlich noch kein Rennspiel in meine Liste verirrt, daher breche ich hier eine Lanze für Sonic & Allstars Racing Transformed.

Der gute, alte Sonic wildert dabei im Funracer-Revier von Genre-Primus Mario Kart, kann jedoch mit frischem Wind und außerordentlicher Qualität überzeugen. Die Charakterauswahl glänzt dabei mit vielen absolut unterschiedlichen Rennfahrern wie dem warmherzigen Grobian Ralph aus Ralph reicht‘s oder Indy-Car-Legende Danica Patrick. Auch können die Level mit Thematiken aus verschiedenen Spiele-Reihen überzeugen, welche einen schönen Wiedererkennungswert besitzen. Ein besonderer Kniff entsteht dabei dadurch, dass wir auf den Strecken sowohl zu Land, zu Wasser als auch in der Luft unterwegs sind. Unser Vehikel ändert dann einfach entsprechend seinen Aufbau.

Alles in allem ist Sonic & Allstars Racing Transformed also mit einer der besten Konkurrenten zu Mario Kart.

Gravity Rush

Wenn ihr die Liste bis hierher durchgeschaut habt, dann ist euch sicherlich aufgefallen, dass ich bei Ys VIII: Lacrimosa of Dana davon gesprochen habe, dass es zwei Spiele gibt, die mich ganz besonders überrascht haben.

Das zweite ist definitiv Gravity Rush. Heldin Kat erwacht dabei in der wundervoll gestalteten Steampunk-Stadt Hekseville und beschließt, den dortigen Einwohnern gegen die mysteriösen Nevi, eigenartigen Quallenwesen, beizustehen. Dabei nutzt Gravity Rush die Neigungssteuerung der Vita auf interessante Art aus. Denn Kat kann auf Knopfdruck in einen Schwebezustand übergehen und sich absolut frei in der Welt bewegen. So werden Böden plötzlich zur Decke oder Wände zum Fußboden.

Dieses einzigartige Konzept an sich macht nach einer kurzen Eingewöhnungszeit bereits eine Menge Spaß. In positiver Erinnerung sind mir aber tatsächlich die irgendwo recht naive, aber auch absolut warmherzige und einfach grundsympathische Protagonistin Kat und die tolle Spielwelt selbst geblieben. Auch hier hatte ich beim Spielen des Nachfolgers für die PlayStation 4 das Gefühl, einer alten Freundin wieder zu begegnen.

Daher gehört Gravity Rush definitiv mit in die Liste der besten Spiele für die PlayStation Vita.

Das war er dann auch schon, mein ganz persönlicher Rückblick auf Sonys großartiges und absolut unterschätztes Handheld, die PlayStation Vita. Ich hoffe, dass ihr Spaß beim Lesen hattet und ich euch vielleicht auch den ein oder anderen „Ah, stimmt, das Spiel war absolut großartig.“ oder „Klingt interessant, würde ich auch gerne mal zocken.“-Moment bescheren konnte.

Zwar hat Sony nach der Vita seine Bemühungen im Handheld-Sektor komplett eingestellt, aber wer weiß: Vielleicht gibt es ja doch noch einmal einen Nachfolger zur PlayStation Vita. Schön wäre es auf jeden Fall.

Alex Jung

Alex Jung

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.