Crysis Remastered TrilogyCrysis Remastered Trilogy
Review

Crysis Remastered Trilogy - drei Shooter-Meilensteine im Test

Von Daniel Walter am 29. Oktober 2021. Getestet auf Switch. Zum Spiel hier klicken.

Das insgesamt eher maue Spielejahr 2021 hält für Fans der Far-Cry-Reihe gleich mehrere Highlights bereit. Nicht nur, dass im Oktober der mittlerweile sechste Hauptteil von Ubisofts Open-World-Franchise auf den Markt kam, auch der geistige Nachfolger des ersten Far Crys, die Crysis-Reihe aus dem Hause Crytek, ist mit dem Erscheinen der Remaster zu Teil 2 und 3 nun endlich komplett auf der aktuellen Konsolengeneration angekommen. Wie sich die beiden überarbeiteten Klassiker, die in der Vergangenheit unsere Rechner zum Glühen gebracht haben, auf der Hardware der Switch präsentieren, verraten wir euch im nachfolgenden Test.

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Crysis 2 Remastered

Ein Virus außer Kontrolle

Der zweite Teil der Crysis-Reihe konfrontiert uns anhand von Realaufnahmen und Videosequenzen mit einem Szenario, das in Coronazeiten alles andere als utopisch wirkt. Gezeigt werden Bilder, auf denen amerikanische Großstädte wie New York oder San Francisco im Ausnahmezustand zu sehen sind, denn dort breitet sich ein Alienvirus immer weiter aus und greift auf immer größere Teile der Bevölkerung über. Sicherheitskräfte und Polizei verlieren zunehmend die Kontrolle über die Situation und auch wirtschaftlich macht sich die Krise inzwischen bemerkbar, zum Beispiel bei den extrem steigenden Benzinpreisen. Nach der Introsequenz entlässt uns das Spiel ins Jahr 2023, wo wir uns als Teil der Force Recon Einsatztruppe der Marines auf einem Einsatz befinden, der im Hudson River in New York seinen Anfang nimmt. Dass es sich dabei um alles andere als eine harmlose Rettungsmission handelt, wird spätestens dann klar, als unser U-Boot angegriffen wird und wir uns einen Weg durch die in rotes Notfalllicht getauchten unter Wasser gesetzten Gänge nach draußen bahnen müssen. An der Wasseroberfläche angekommen, wird das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar, die in New York wütet. Die Stadt liegt in Trümmern und ist von Bombardements und Kämpfen gezeichnet. Wenig später erwachen wir in einem verlassenen Gebäude der Stadt und finden uns selbst in einem Nanosuit wieder. Wie wir anhand der Videoaufzeichnungen des Anzugs erfahren, hat uns sein vorheriger Besitzer gerettet und uns nach seinem Ableben nicht nur seinen Nanosuit, sondern auch seinen Auftrag überlassen. Dieser lautet schlicht und einfach: Finde und beschütze Nathan Gould. Um wen es sich dabei handelt, wer unser mysteriöser Retter ist und was das alles mit dem Alienvirus zu tun hat, verrät uns Crysis 2 im Rahmen einer spannenden und intensiven Singleplayer-Kampagne, die hier und da immer wieder ein wenig an Half-Life erinnert und auch zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung nichts von ihrer Faszination verloren hat.

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Willkommen in der Großstadt

Während wir im ersten Teil der Reihe noch überwiegend im Grünen unterwegs waren und uns durch Militärlager und Ausgrabungsstätten auf einer tropischen Insel kämpften, findet Teil 2 Mitten in der von heftigen Kämpfen gezeichneten Großstadt New York City statt und liefert uns damit ein spektakuläres Setting, das nicht nur beeindruckend aussieht, sondern auch die Kämpfe beeinflusst und oftmals auf engeren Raum verlagert. Wir suchen Deckung zwischen Gebäuden oder kämpfen auf freien Plätzen zwischen gigantischen qualmenden Hochhäusern, die eine bedrückende und gleichzeitig faszinierende Kulisse darstellen. Hierbei sorgt die grafische Überarbeitung des Remasters natürlich auch für einen ordentlichen Mehrwert, denn sowohl die Spiegelungen auf metallischen Oberflächen oder Gewässern als auch die Schattenwürfe, der Lichteinfall oder die Darstellung von Feuer, Rauch und Nebel sehen wirklich hervorragend aus und zeigen einmal mehr, zu was die Switch imstande ist. Besonders überzeugen konnte uns auch die Weitsicht, die uns in der Ferne die brennende Freiheitsstatue oder auch die weiter entfernten Gebäude erkennen lässt. Das Remaster punktet aber nicht nur bei der Weitsicht, sondern lässt uns auch bei genauerem Hinsehen staunen, wenn wir gestochen scharfe Umrisse von heruntergefallenen Blättern, detailliert ausgearbeitete Rinden von Bäumen oder überraschend feinkörnige Oberflächen von Felsen oder Pflastersteinen erkennen können. Bei den etwas steifen und unnatürlich wirkenden Gesichtsanimationen offenbaren sich dann hier und da zwar doch das eigentliche Alter des Titels, insgesamt muss sich Crysis 2 Remastered mit seiner grafischen Darstellung aber definitiv auch nicht vor aktuellen Titeln verstecken, gerade im Hinblick auf die detailreiche und äußerst atmosphärische Umgebung. Dies trifft im Übrigen auch auf den druckvollen und pathetischen Orchestersound zu, der die Gefechte stimmungsvoll umrahmt und ihnen die nötige Dramatik verleiht.

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Gameplaytechnisch noch immer ein Pfund

Auch, wenn Crysis 2 überwiegend als klassischer Egoshooter zu verstehen ist, ist er der Titel mit seiner Kombination aus verschiedenen Gameplayansätzen noch immer einzigartig und wegweisend. Ergänzend zu den hervorragend inszenierten, mit ordentlich Wucht versehenen Schusspassagen liefert Crysis 2 mit den zahlreichen Möglichkeiten des Nanosuits verschiedene Alleinstellungsmerkmale, die die Serie aus der Masse herausheben. So bietet uns der Anzug beispielsweise die Möglichkeit, uns mithilfe des Tarnsystems für eine kurze Zeit komplett unsichtbar zu machen und dadurch auch ohne großen Krach die gegnerischen Reihen auszudünnen. Um die Stealthfunktion aber nicht zu mächtig werden zu lassen, frisst diese jede Menge Anzugenergie und kann nur sehr begrenzt als taktisches Mittel eingesetzt werden. Alternativ hierzu hält unser Anzug auch eine starke Panzerung bereit, die uns für einen kurzen Augenblick in der direkten Konfrontation nahezu unbesiegbar macht, aber ebenso wie die Tarnfunktion Unmengen an Energie verbraucht und damit ebenfalls nur eine kurzfristige Hilfe ist. Mit dem Visor bietet uns der Anzug eine weitere hilfreiche Option, die uns beim Planen unseres Vorgehens hilft. Hier erspähen wir Gegner oder Vorräte und können unsere Ziele individuell markieren, um die Übersicht zu behalten. Natürlich dürfen wir auch in Crysis 2 die zahlreichen abgestellten Fahrzeuge nutzen, um die weitläufigen und doch insgesamt recht linear aufgebauten Areale von New York City zu erkunden oder auch, um unsere Feinde mit dem Fahrzeug zu attackieren. Im Hinblick auf das Remaster lässt sich sagen, dass die Schießereien auf der Switch erwartungsgemäß etwas fummelig sind, trotz Zielhilfe. Bei Bedarf haben wir hier die Möglichkeit, den Bewegungssensor der Konsole zu nutzen, um unseren Blick per Richtungsverlagerung der Hände in einem begrenzten Radius zu steuern. Mit etwas Übung lassen sich so zwar etwas leichter Headshots im Ziel unterbringen, insgesamt ist die Bewegungssteuerung aber lediglich ein nettes Gimmicks, das jederzeit im Menü deaktiviert werden kann.

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Fazit:

Crysis 2 ist und bleibt ein Meilenstein im Shooter-Genre, auch zehn Jahre nach Release. Im Remastered-Gewand zeigt sich das Crytek-Flaggschiff nun hübscher denn je und kann mit gelungenen optischen Effekten, aufpolierten Texturen und stimmungsvoller Spielwelt mit ordentlich Weitsicht auch auf der Switch überzeugen. Diese hat zwar hier und da mit ihren typischen Problemen im Shootergenre zu kämpfen und macht uns das Zielen nicht immer ganz leicht, dennoch kann Crysis 2 auch hier mit etwas Eingewöhnungszeit ohne größere Einschränkungen genossen werden. Ob die Bewegungssteuerung nun ein Muss ist oder als nettes Gimmick abgetan und weitestgehend ignoriert werden kann, muss letztlich jeder selbst entscheiden, für uns war sie meistens doch eher hinderlich. Nichtsdestotrotz ist der Mix aus Shooteraction, Stealth und Far-Cry-Spielgefühl noch immer auf der Höhe der Zeit und kommt gerade auch im apokalyptischen, vom Virus gebeutelten New York hervorragend zur Geltung.

Wertung Crysis 2 Remastered: 8.5

Crysis 3 Remastered

Es ist noch nicht überstanden

Nach einem Zeitsprung von 23 Jahren erfahren wir, dass die Cell Corp. nach den Geschehnissen des Vorgängers immer mehr Macht an sich gerissen hat. Dennoch ist klar, dass das Unternehmen nicht der Ursprung allen Übels ist, sondern dass wir es hier mit einer außerirdischen Bedrohung ungeahnten Ausmaßes zu tun haben. Hauptfigur Prophet hat es im vorigen Teil zwar geschafft, die Ceph vorerst aufzuhalten, doch der Kampf ist noch nicht zu Ende, solange der Anführer der Aliens, der mächtige Alpha Ceph, am Leben ist. In der Zwischenzeit hat sich die amerikanische Metropole New York von einer Großstadt in Trümmern zu einem wahren Dschungel entwickelt, in dem wilde Pflanzen die Gebäude und Straßen überwuchern und so erneut ein außergewöhnliches Setting schaffen, das sich von denen der beiden ersten Ableger spürbar unterscheidet. Die Handlung von Teil 3 beginnt aber nicht direkt in der Stadt, sondern in einer imposanten Hafenanlage auf einem riesigen Frachtschiff, wo Prophet von seinem Verbündeten Psycho befreit wird. Er verfügt über den letzten funktionsfähigen Nanosuit und ist daher die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Übermacht der Cell Corp., die die Welt langsam aber sicher in den Abgrund zu reißen droht, da sie mit Mächten spielt, deren Reichweite sie nicht zu begreifen scheint.

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Individuelle Schwerpunkte machen das Finale sehenswert 

Grafisch backt Crysis 3 von Beginn an keine kleinen Brötchen. Nicht nur das beeindruckende Intro in den Weiten des Weltalls, das einmal mehr deutlich macht, dass auch auf der Switch hochauflösende Zwischensequenzen möglich sind, sondern auch der Beginn im strömenden Regen auf dem Frachtschiff können sich wirklich sehen lassen. Dicke Regentropfen perlen vom Bildschirm ab und erschweren uns die Sicht, ebenso wie der dichte Vorhang aus Wasser, der die Orientierung für einige Augenblicke nahezu unmöglich macht, bis sich die Augen daran gewöhnt haben. Auch gameplaytechnisch setzt Teil 3 noch einmal eine Schippe drauf und sorgt mit eigenen Schwerpunkten von Beginn an für ein etwas anderes Spielgefühl. So liegt der Fokus zunächst deutlich auf dem Stealthaspekt, sodass nicht nur sofort schallgedämpfte Waffen und der bekannte Tarnmodus zum Einsatz kommen, sondern auch eine neue Waffe eingeführt wird, die eigentlich so gar nicht zur hochmodernen Ausrüstung von Prophet passt. Da der neue Compoundbogen aber über eine direkte Anbindung an den Nanosuit verfügt, erweist er sich als wuchtige und effektive Tötungsmaschine, die ein leises Vorgehen spürbar erleichtert. Weiterhin fordert der dritte Crysis-Ableger auch vermehrt unsere Hackingskills und lässt uns kleine Timingaufgaben lösen, um Konsolen und Schlösser zu öffnen oder stationäre Geschütze zu deaktivieren. Schön ist auch, dass wir uns einen größeren Abschnitt lang an der Seite eines KI-Begleiters durch feindliche Reihen kämpfen, was auf der bisherigen Reise auch eher die Ausnahme war.

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Fazit:

Wo Teil 2 vor allem mit seinem Großstadtsetting in Erinnerung bleibt, ist es beim Finale der Trilogie in erster Linie der etwas andere Schwerpunkt im Gameplay, bei dem Elemente wie der Bogen, das ständige Hacken oder auch die längeren Koop-Abschnitts mit der KI eine wichtige Rolle spielen. Aber auch die im Vergleich zum Vorgänger deutlich veränderte Spielwelt ist außergewöhnlich und nicht minder spektakulär, denn wann ist man schonmal in einer von riesigen Pflanzen komplett überwucherten Metropole wie New York unterwegs? Insgesamt gehört Crysis 3, ebenso wie der zweite Ableger, aber auch heute noch zur absoluten Shooter-Elite, die jeder Genrefan einmal gespielt haben sollte. Gänzlich verstecken lassen sich die altersbedingten Gebrauchsspuren aber leider auch nicht in der Remastered-Edition.

Wertung Crysis 3 Remastered: 8.0

Da der erste Teil der Remaster-Trilogie schon vor geraumer Zeit veröffentlicht und von uns getestet wurde, findet ihr auf dieser Seite nur die aktuellen Tests zu Crysis 2 und Crysis 3. Unsere Meinung zu Crysis 1 Remastered könnt ihr hier ausführlich nachlesen.

Wertung Crysis 1 Remastered: 7.0

Für die finale Bewertung der Trilogie haben wir alle drei Einzelwertungen addiert und letztlich durch drei geteilt.

Pro:
  • Großartige Inszenierung
  • Überzeugende grafische Optimierungen
  • Mix aus Shooter, Stealth und Far-Cry-Spielgefühl überzeugt noch immer
  • Insgesamt rundum solide Präsentation auf der Switch
  • Gelungene Story, die aktueller ist denn je (vor allem Teil 2)
  • Individuelle Gameplayschwerpunkte sorgen für Abwechslung (Teil 3)
  • Entwicklung der Spielwelt gibt der Umgebung eine komplett neue Atmosphäre (Teil 3)
Contra:
  • Typische fummelige Shootersteuerung auf der Switch
  • Bewegungssteuerung mehr oder weniger überflüssig
  • Gesichtsanimationen sichtbar gealtert (Teil 2)
  • Hier und da etwas effektüberladen, was die Orientierung erschwert (Teil 3)
Story:
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Gameplay:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.0 / 10
Spiel getestet auf: Switch
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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